Duisburg. . Der Streit um einen von Abellio aufgestellten Trafo am Loveparade-Mahnmal in Duisburg nimmt Fahrt auf. Der Künstler will, dass er verschwindet.

  • Vor knapp einem Jahr hat Abellio NRW am Loveparade-Mahnmal eine Medienübergabestation errichtet
  • Die stört den Künstler in Größe, Farbe und Nähe zu seinem Kunstwerk. Er fordert: Der Trafo muss weg
  • Doch den Hinterbliebenen der Loveparade scheint das Mahnmal und damit der Trafo nicht mehr so wichtig

Die sperrige, rotgeränderte große Trafo-Station des niederländischen Verkehrsunternehmens Abellio - errichtet in direkter Nachbarschaft zum Loveparade-Mahnmal außerhalb des Unglückstunnels an der Karl-Lehrstraße in Neudorf - darf nach Aussage des Künstlers Gerd Losemann unter gar keinen Umständen an dieser störend prominenten Stelle stehenbleiben. Es müsse verschwinden!

In der vergangenen Woche hatte der Künstler in einem öffentlichen Appell an die Stadt und an den Eigentümer der technischen Einrichtungen mehr Respekt für diesen wichtigen Gedenkort eingefordert.

Pfarrer Jürgen Widera, der Ansprechpartner der Stadt Duisburg für Betroffene des Loveparade-Unglücks, hatte dem Künstler entgegnet, dass der Trafo in der direkten Nachbarschaft des Mahnmals für die Opfer der Hinterbliebenen des Loveparade-Unglücks offenbar keinerlei Problem darstelle. Auch, weil für sie mittlerweile die Gedenkstätte im Tunnel und weniger das Mahnmal vor dem Tunnel von aktueller Bedeutung sei.

„Ort der Erinnerung und der stillen Einkehr!“

Am  26. Juni 2011 wurde im Rahmen einer Feierstunde  das Mahnmal des Künstlers Gerd Losemann für die 21 Opfer der Loveparade in Duisburg den Bürgern übergeben.
Am 26. Juni 2011 wurde im Rahmen einer Feierstunde das Mahnmal des Künstlers Gerd Losemann für die 21 Opfer der Loveparade in Duisburg den Bürgern übergeben.

Mahnmal bleibt Mahnmal! Es sei genau dieses Mahnmal, das am ersten Jahrestag der Katastrophe, am 24. Juli 2011 zusammen mit Alt-OB Josef Krings und vielen Angehörigen der Opfer eingeweiht und dann feierlich der Bürgerschaft der Stadt Duisburg übergeben wurde. Der Mahnmal-Künstler Losemann: „Es wurde genau dafür entworfen, als Ort der Erinnerung und der stillen Einkehr!“ Dafür sei der Ort eigens von der Stadt hergerichtet worden, mit Hecken und Strauchwerk, eigens wurden Sitzbänke entworfen und aufgestellt.

Losemann: „Diesen Ort kann man jetzt nicht einfach aus dem Geschehen herausnehmen und in die Bedeutungslosigkeit drängen!“ Schon jetzt seien Anzeichen von Missachtung und Vandalismus an dem Mahnmal zu sehen - dort sei die Namenstafel zum Teil zerkratzt.

Auch sei es keine gute Idee - wie Abellio vorschlägt - die Medienübergabestelle durch buntes Graffiti zu dekorieren. „Wer würde denn hinter einer wild besprühten Trafo-Station noch ein Loveparade-Mahnmal vermuten?“ Die simple Lösung, so fordert der Künstler von Abellio und der Stadt, sei nicht „Farbe“ oder ein „bisschen mehr Grün“, sondern: Der Trafo müsse dort verschwinden.

Zum technischen Hintergrund

Im März 2016 hatte Abellio NRW die „Medienübergabestelle“ mit Baugenehmigung der Stadt Duisburg errichtet.

Denn: Abellio NRW errichtet am Ende der zweiten Auffahrt des Karl-Lehr-Tunnels ein neues Bahn-Betriebswerk. Einen anderen, möglichen Alternativ-Standort für diese Übergabestelle gebe es leider nicht.