Duisburg. Eine Trafo-Station, nur ein paar Meter vom Loveparade-Mahnmal am Tunnel entfernt, erzürnt den Künstler - nicht aber die Loveparade-Stiftung.
- Eine neue Trafo-Station in direkter Nachbarschaft zu einem Loveparade-Mahnmal erregt den Unmut des Künstlers
- Stadt Duisburg und Loveparade-Stiftung hatten dem Trafo-Bau aber grünes Licht gegeben
- Vorschlag des Loveparade-Ombudsmannes: Macht den Trafo durch mehr Grünanpflanzung einfach unsichtbar
Zu groß die Aufmaße, zu indiskret rot der Rand, und viel zu dicht platziert an das 2011 errichtete „Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer der Loveparade“: Wenn der Duisburger Künstler Gerd Losemann auf die sechs Meter hohe Trafo-Station des niederländischen Bahnunternehmens Abellio blickt, die keine 30 Meter entfernt von der Erinnerungsstätte an der Ostseite des Karl-Lehr-Tunnels in die Böschung gerammt ist, dann überkommt ihn kalter Zorn und großes Unverständnis. Wie kann man an einen solchen Ort der Erinnerung eine solch aufdringliche Kiste mit knallrotem Rand setzen?
Und: Schon jetzt sei durch Sprayer ein deutlicher Vandalismus erkennbar. Losemann: „Wer dort sprüht, der sprüht auch auf die Kunst!“ Zudem hab er die Sorge, dass durch den aufdringlichen Trafo die innere Einkehr der Besucher dieser allseits akzeptierten Erinnerungsstätte gestört sein könnte.
Im vergangenen März 2016 hatte der Privat-Bahnbetreiber Abellio Rail NRW mit Zustimmung der Stadt Duisburg an dieser Stelle eine so genannte „Medienübergabestation“ für Gas, Elektrik, Strom, Wasser errichtet und diese dann mit schweren Mauersteinkörben umfriedet. Denn seit knapp einem Jahr errichtet Abellio Rail NRW in direkter Nachbarschaft an der Karl-Lehr-Straße ein nagelneues Bahnbetriebswerk, mit zweigleisiger, kombinierter Instandhaltungs- und Waschhalle, sowie Sozial- und Verwaltungsgebäuden.
Trafo-Haus war auch bei der Feier am sechsten Jahrestag niemandem aufgefallen
„Selbstverständlich war uns von Anfang an die Brisanz dieses Ortes bewusst“, sagt Abellio-Sprecherin Anamaria Preuss. Weswegen man schon in 2015 den direkten Kontakt zur Loveparade-Stiftung wie auch zur Stadt gesucht habe. Von beiden Seiten gab es grünes Licht für den Bau des Übergabepunktes. Ein anderer Standort sei leider nicht möglich gewesen.
Auch Jürgen Widera, Vorstandsmitglied der Stiftung „Duisburg 24.7.2010“ und Ombudsmann für die Opfer der Loveparade in Duisburg vermag dem Unmut des Künstlers nicht so recht folgen: „Die Stadt hatte mich, den Ombudsmann in 2015 zu dem geplanten Trafo-Bau befragt, ich hatte daraufhin Ende 2015 in einem Rundbrief alle Eltern der Opfer angeschrieben. Reaktionen gab es keine.“ Auch beim sechsten Jahrestag des Unglück am 24. Juli 2016, an dem der Trafo bereits errichtet und für jedermann sichtbar war, habe es keinerlei Einwände oder Unbehagen der Hinterbliebenen dagegen gegeben. Er sei schlichtweg niemandem aufgefallen.
Mahnmal hat heute an Bedeutung verloren - die echte Gedenkstätte ist im Tunnel
Die echte Gedenkstätte, so Widera, sei halt mittlerweile die im Tunnel, dort wo die Menschen gestorben seien. Das Mahnmal vor dem Tunnel, am 26. Juni 2011 an die Stadt übergeben, sei damals aber sehr wichtig gewesen. Heute habe es aber an Bedeutung verloren.
Trotzdem könne man doch, so Widera, dem Wunsch des Künstlers folgen, und den Trafo durch mehr Grünanpflanzung einfach unsichtbar machen. Abellio, so sagt ihre Sprecherin, sei derzeit zur Verschönerung des Aussehens der Trafostation unter anderem mit dem Künstler Marten Dalimot in Gespräch - für eine Graffiti-Bemalung. Graffiti? Was dazu wohl der Künstler sagt...