Duisburg. . Die Duisburger Polizei fahndet weiter nach dem Bankräuber von Rumeln und dem Mörder, der im Innenhafen eine Café-Besitzerin erschossen hatte.
- Anfang Mai wurde im Innenhafen die 46-jährige Besitzerin des „Café Vivo“ mit Kopfschüssen getötet
- Im April hielt ein Sparkassenräuber die Polizei und Rumeln in Atem
- In beiden Fällen geht die Kripo bei ihren Ermittlungen von kaltblütigen Tätern aus.
Ein eiskalter Mörder und ein kaltblütiger Bankräuber: Bei den beiden spektakulärsten Kriminalfällen der letzten Zeit haben die Ermittler der Duisburger Kripo weiterhin keine heiße Spur zu den Tätern. Bei den tödlichen Schüssen im „Café Vivo“ im Innenhafen Anfang Mai und dem Raubüberfall auf die Sparkasse in Rumeln Mitte April stecken die Ermittler in zeitaufwendiger Detailarbeit ohne klaren „Anpack“. Selbst Belohnungen der Staatsanwaltschaft und ungewöhnliche Befragungsaktionen brachten keine Wende.
Zu vieles ist nicht einmal klar: So weiß die 15-köpfige Mordkommission im Fall der tödlichen Schüsse auf Birgül D., die Inhaberin des Cafés im Innenhafen, nicht einmal, wie der Täter in das Café gekommen ist, in dem er am 3. Mai, einem Mittwochmorgen zwischen 9 und 10 Uhr, die 46-Jährige mit Kopfschüssen tötete. Oder wie er wieder verschwand.
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Der Täter war ebenso brutal wie abgebrüht. Muss er sein, wenn er am helllichten Tag am belebten Innenhafen in dem einsehbaren Gastraum die Besitzerin quasi hinrichtet. Der Haupteingang war abgeschlossen, der Hintereingang zum Volksbank-Atrium hat keine Videoüberwachung. Hat der Täter sein Opfer morgens abgepasst, hatte er einen Schlüssel oder hat er sich einschließen lassen? Die Kripo ermittelt noch. Was sie weiß: Das war keine Tat im Affekt. Deshalb ermittelt die Kripo auch nicht in einem Tötungsdelikt, sondern legt sich fest: „Das war Mord“.
Niemand hat Schüsse gehört
Doch warum? Schnell gab es Spekulationen um Auftragsmord oder Schutzgelderpressung. Auch weil niemand Schüsse gehört hat. Ein Schalldämpfer? Die Waffe wurde nicht gefunden, dabei suchten Taucher auch das Innenhafen-Bassin ab. Hinweise auf einen Raubmord fehlen ebenfalls. Auch Kampfspuren gab es nicht. Hinweise auf Drohungen oder Erpressungen haben die Ermittler auch noch nicht ausgemacht. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, muss Polizeisprecher Ramon van der Maat sagen.
Die Spurensicherung hat das Café „auf links“ gedreht. Hunderte Spuren gesichert, auch die Projektile. Dazu muss sie noch digitale Daten im Giga-Volumen auswerten. Vielleicht steckt dort doch noch ein Hinweis. Auf die Belohnung von 3000 Euro gab es nur einen Hinweis. Nichts Handfestes. „Wir haben noch kein Packende gefunden“, sagt van der Maat. Die Ermittler machen weiter. Sie wissen: Bei den Mafiamorden 2007 arbeitete die 120-köpfige Mordkommission ein halbes Jahr, bis sie den Tätern auf die Spur gekommen war.
Nur eine vage Täterbeschreibung
Auch beim Banküberfall auf die Sparkasse auf der Dorfstraße in Rumeln am 16. April fehlt noch jede Spur. Das beschauliche Rumeln war vor sechs Wochen in heller Aufregung. Ein Sondereinsatzkommando war angerückt, als um kurz nach halb neun der Alarm einging. „Täter noch am Tatort“, hieß es zunächst. Gar eine Geiselnahme? „Deshalb konnte die Polizei auch nicht einfach hereinstürmen“, so van der Maat. Zeit, die der Räuber offenbar nutzte, um unerkannt zu entkommen, nachdem er einen Mitarbeiter gezwungen hatte, den Tresor zu öffnen. „Der Täter wusste ganz genau, wie viel Zeit er hat und ließ sich auch vom Alarm nicht aus der Ruhe bringen“, geht der Polizeisprecher davon aus, dass da ein Profi als Einzeltäter am Werk war. Der auch gezielt darauf geachtet hatte, nichts Verwertbares auf den Videoaufzeichnungen aus der Sparkasse zu hinterlassen.
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Entsprechend spärlich („schlank, dunkel gekleidet, ca 175 bis 180 cm groß“) auch die Täterbeschreibung, mit der gleich sechs Ermittler eine Woche später exakt zur Tatzeit morgens 250 Flyer verteilten, 70 Personen ansprachen, die unterwegs waren – in der Hoffnung, dass sie es auch ein Woche zuvor waren und sich an etwas Verwertbares erinnern können. Fehlanzeige. Nur einen Fahrraddieb erwischten sie.
>> Kripo gleicht Fälle bundesweit ab
Ermittlungsarbeit braucht oft Geduld. So wurde erst nach längerer Zeit ein verschuldeter Düsseldorfer Juwelier gefasst, der vor Jahren bei seinen Raubzügen auch die gleiche Rumelner Sparkasse überfallen hatte. Dort hatte er an einem Strohhalm DNA-Spuren hinterlassen. Aufmerksame Zeugen hatten zudem seinen BMW Z 3 gesehen, mit dem er die Banken ausbaldowert hatte.
Im „Kriminalpolizeilichen Meldedienst“ sucht die Kripo jetzt auch bundesweit nach möglichen Parallelen zu dem Überfall in Rumeln.
2017 ist dazu ein arbeitsreiches Jahr für die Polizei. Sie richtete bisher schon 26 Ermittlungskommissionen bei schweren Straftaten ein. 2016 waren es insgesamt nur 15.