Duisburg. . Jährlich erfassen Pfleger im Duisburger Zoo die Bewohner. Sie entdecken dann, ob Tiere fehlen - weil sie gestorben sind oder gestohlen wurden.
- Zoo will einmal im Jahr die exakte Zahl der Bewohner wissen
- Natürlicher Tod kann ein Grund das Verschwinden sein
- Vor einem Jahr zählten die Pfleger 6402 Individuen und 412 Arten
Die Kattas machen große Augen. Das tun sie immer, aber jetzt, da Zoo-Kurator Volker Grün mit Leckerbissen das Gehege betritt, umso mehr. Der 43-Jährige kniet sich nieder, füttert die putzigen Lemuren aus Madagaskar. Was sie nicht wissen: wofür Grün Stift und Zettel in der Hand hält. Bis zum 10. Januar zählen Mitarbeiter des Duisburger Zoos die Tierparkbewohner.
Eine Inventur im Zoo, sagt Volker Grün, sei wie im Supermarkt. „Man will wissen, was man verkauft hat, was fehlt.“ Natürlich, Elefanten sind leicht zu erfassen. Oder Zebras. „Ich kann ihnen jederzeit sagen, wie viele Zebras wir haben.“ Aber die Tierpfleger wollen es genau wissen und zählen dafür Fische wie Vögel.
Diebstähle von Zootieren kommen vor
„Es kann schon mal sein, dass ein Fisch gestorben ist und von anderen gefressen wurde“, sagt Jürgen Grün, „oder der Fuchs hat eine Ente geholt und niemand die Blutspur gesehen.“ Einmal sei ein Fisch vom Asien- ins Südamerika-Becken gesprungen. Erst bei der Inventur sei das aufgefallen. Hin und wieder käme es auch zu Diebstählen. Das falle bei den kleinen Tieren erst am Ende des Jahres auf.
Vor einem Jahr zählten die Pfleger 6402 Individuen und 412 Arten. 2015 waren es rund 4500 Tierparkbewohner. Einen großen Anteil am Wachstum habe der Ausbau des Aquariumbereichs gehabt, sagt Grün. „Dadurch ist die Zahl der Arten enorm in die Höhe gegangen.“ Allein im Korallenriff leben 50 verschiedene Fischarten.
Fische werden auf Fotos gezählt
Fische erfassen die Tierpfleger, indem sie Bilder vom Becken machen und sie nachher auf dem Papier zählen. Bei den größeren Tieren müssen die Pfleger nicht lange suchen: In diesem Jahr erblickten etwa die Tiger-Babys Makar und Arila und der Delfin Debbie im Zoo das Licht der Welt. Stolz ist der Tierpark auch auf fünf Sepien. Die Oktopoden haben Seltenheitswert, sagt Grün: „Das sind meine Lieblinge. Die gibt es nicht in jedem Zoo.“ Sepien haben eigentlich zehn Arme, allerdings sind zwei davon Fangarme. Viele kennen sie vom Teller. „In mediterranen Gebieten werden sie mit Knoblauchsoße serviert.“ In Duisburg kann man sie sich lebend ansehen. „Faszinierend“, sagt Grün und blickt durchs Glas, wo ein Exemplar ihn herausfordernd anschaut.
Als Biologe interessiere Grün die Zahl der Individuen nicht: „Wenn wir alle Individuen zählen würden, wären wir schnell bei einer Million.“ Guppys etwa würden schlicht mit 1000 Individuen aufgeführt, eine Koralle als Stock gezählt. Entscheidend sei die Zahl der Arten und auch diese könne nicht einfach so bewertet werden. „Fünf Koalas haben einen anderen Stellenwert als fünf Ameisen.“ Würde ein anderer Zoo die Inventur in Duisburg durchführen, käme dieser womöglich auf ein anderes Ergebnis.
Artenschutzprojekt für Ringelnattern
Einen Raum zeigt Volker Grün noch. Denn ein paar Tiere im Zoo bleiben Besuchern verborgen. Der Kurator öffnet die Tür zu einem warmen Zimmer mit bis unter die Decke gestellten Terrarien. Hier ist das Artenschutzprojekt für die heimische Ringelnatter untergebracht. Gemeinsam mit der biologischen Station westliches Ruhrgebiet züchtet der Zoo die harmlose Schlange. 300 hat der Zoo bereits ausgesetzt, 64 „versuchen wir, über den Winter zu bringen“.
Das große Zählen im Zoo