Duisburg. . Im geöffneten und strukturierten Erweiterungsbau des Duisburger Lehmbruck-Museums wurden rund 100 Werke aus der Sammlung neu aufgestellt.

Der Blick ist neu und fantastisch in den jetzt offenen Erweiterungsbau des Lehmbruck-Museums. So hat man ihn noch nie gesehen. Vor dem Amtsantritt von Raimund Stecker 2010 beherrschte das „Iglu“ von Mario Merz den Raum. Dann ließ der Museumsdirektor die Dreiecksräume schließen, in denen es fortan ziemlich dunkel war. Jetzt ist die Halle einladend weiß, hell und offen – und bestückt mit rund 100 Werken aus der Sammlung, die endlich wieder ans Licht gekommen sind.

Erstmal Bibliothek und Archiv weggeräumt

Dazu musste die 800-Quadratmeter-Halle erstmal ausgeräumt, Bibliothek und Archiv umgesiedelt werden. Erst vor sechs Wochen wurden dann die Dreiecksräume wieder geöffnet, die Halle mit Unterstützung der Architekten Daniel Spievak und Agnes Brigida Giannone mit offenen Wänden neu strukturiert, schließlich mit den Werken ausgestattet, die die Kustoden Dr. Marion Bornscheuer und Dr. Michael Krajewski ausgewählt und platziert haben.

In den Räumen auf der Galerie-Ebene wird jetzt die umfangreiche Sammlung expressionistischer Meisterwerke mit ausgewählten Werken zeitgenössischer Skulptur zusammen gebracht, auf der unteren Ebene sind raumgreifende Installationen, Skulpturen und Objekte mit Hauptwerden der Arte Povera („Arme Kunst“) von Jannis Kounellis, der Miminal Art mit Donald Judd und als Gegenpol Andy Warhol mit seiner berühmten „Brillo Box“ zu sehen, die kess auf einer 6,50 Meter hohen Wand thront.

Zeitreise durch die 50er, 60er und 70er Jahre

Ein eigener Bereich ist Joseph Beuys mit seinem 90 000-DM-Raum gewidmet, mit dem er Preis und Wert von Kunst thematisiert hat. Dazu kommt Jean Tinguelys maschinenartig bewegtes Märchenrelief (mit rasendem Gartenzwerg, traurigem Löwen und stolzem Adler), Fran Stellas riesige Wandarbeit „Davidgrodek“, die ebenso eine eigene Wand bekommen hat wie Anish Kapoors großer weißer Würfel „White Dark“ aus Fiberglas.

Auch ein Modell des „Lifesaver“-Brunnens von Tinguely und Niki de Saint Phalle ist zu sehen, eine drehbare Bronze von Henry Moore wurde aus dem Park ins Museum geholt, nebenan steht das Fernsehen guckende Schaukelpferd von Nam June Paik. Krajewski hat in die Stationen dieser Zeitreise durch die 50er, 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts stets Werke integriert, die den Betrachter etwas irritieren.

Ein Raum für alle Besucher, die eine Pause brauchen

So viel mehr ist jetzt im Museum zu sehen, dass Besucher bestimmt gern eine Pause machen. Das fehlende Café wird ersetzt durch einen Raum mit Sofas, Tisch, Büchern und künstlerischem Material, das Besucher dazu anregen soll, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken. Lehrer und Schüler, Eltern und Kinder sind eingeladen, sich hier zu entspannen und ihre Eindrücke zu verarbeiten. Entwickelt wurde der Raum von Clara Wanatirta, seit gut einem halben Jahr als internationale Praktikantin im Museum arbeitet und dabei den Gedanken umgesetzt hat, dass Museen nicht nur für Kunst, sondern auch für Menschen da sind.

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Die Wiedereröffnung wird offiziell gefeiert am Samstag, 3. Dezember, um 16 Uhr. Mit dabei ist Kulturdezernent Thomas Krützberg, Museumsdirektorin Söke Dinkla, Michael Krajewski, Marion Bornscheuer und Mitgliedern der Duisburger Philharmoniker, die Werke sielen von Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton Webern und Paul Hindemith. Moderation: Jörg Mascherrek.