Das Duisburger Sommerkino ist seit 2003 barrierefrei
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Duisburg. Das Stadtwerke-Sommerkino im Duisburger Landschaftspark Nord bietet Rollstuhlfahrer und ihren Begleitungen besondere Plätze. Reservierung ist nötig.
Für Rollstuhlfahrer und ihre Begleitpersonen gibt es in den vorderen Reihen der Gießhalle besondere Plätze
Seit 2010 erleichtert ein Personenaufzug den Zugang zur Sommerkino-Location deutlich
Eine Stammbesucherin, die im Rollstuhl sitzt, erinnert sich an ihre ersten Besuche
Brigitte Schumacher ist bei ihren Besuchen im Stadtwerke-Sommerkino stets in Reihe zwei oder drei anzutreffen. Denn dort, fast ganz vorne, befinden sich die Rollstuhl- und die Begleiterplätze, auf denen die 72-jährige Großenbaumerin und ihr Ehemann Jürgen (71) stets Platz nehmen. Seit 2003 ist das Open-Air-Filmvergnügen im Landschaftspark Nord barrierefrei. Zunächst gab es einen Treppenlift, nun hilft ein Aufzug allen Gehbehinderten und anderweitig Eingeschränkten weiter, damit sie ihren Stammplatz erreichen können.
13 Jahre Sommerkino
„Wir besuchen seit 13 Jahren regelmäßig das Sommerkino, schauen uns fünf bis zehn Filme pro Jahr an“, erzählt Brigitte Schumacher. Sie leidet am Post-Polio-Syndrom. Und wegen dieser akuten Schmerzen in der Muskulatur und den Gelenken sitzt sie im Rollstuhl. „Früher kamen immer vier junge, muskulöse Männer und haben mich mit Rollstuhl nach oben getragen“, erinnert sich Schumacher. Das war ihr unangenehm, weil die Aktion so viel Aufsehen erregt hat: „Die anderen Gäste haben dann immer alle geguckt. Ich mag es aber nicht, wenn ich so im Fokus stehe.“
Und wie lief das alles in der Anfangszeit? In den ersten Sommerkino-Jahren ab 1996 habe es noch gar keine Nachfrage nach Tickets von Gehbehinderten gegeben, erinnert sich Landschaftspark-Chef Ralf Winkels. Das sei erst nach dem Jahrtausendwechsel aufgekommen. „Den Bau des ausfahrbaren Daches über der Gießhalle im Rahmen der Ruhrtriennale haben wir dann in 2002 genutzt, um am linken Aufgang im Eingangsbereich auch einen Treppenlift zu installieren“, sagt Winkels. Finanziert wurde das seinerzeit aus Fördermitteln des Landes NRW.
Aufzug eingebaut
Diese erste Apparatur erwies sich jedoch als recht störanfällig. „Der Treppenlift fiel ständig aus. Zudem hat er im Aufgangsbereich auch schlichtweg Platz für eine mögliche Entfluchtung geraubt. Es war rückblickend betrachtet alles andere als eine Ideallösung“, wertet Winkels.
Im Jahr 2010 erfolgte die Korrektur dieses Fehlers: Erstmals wurde ein Aufzug eingebaut. Der befindet sich ebenfalls im Bereich des linken Aufgangs, erwies sich aber im Vergleich zum einstigen Treppenlift als deutlich zuverlässiger. „Die Kosten von 125 000 Euro haben wir aus Eigenmitteln gestemmt. Es war aber eine sehr lohnende Investition“, sagt Winkels. Neben Kinogästen in Rollstühlen wird er auch von älteren Besuchern mit Rollatoren genutzt.
Reservierung nötig
Um einen von insgesamt drei Rollstuhl- plus drei Begleiterplätzen zu bekommen, ist immer eine vorherige Reservierung im Filmforum nötig. „Diese Karten sind im freien Verkauf gar nicht erhältlich“, erklärt Filmforum-Sprecherin Simone Scheidler. Die Tickets werden nach der Reservierung immer im Landschaftspark an der Abendkasse hinterlegt. Die Käufer müssen dort dann auch ihren Behindertenausweis vorlegen.
Sie waren Gäste im Duisburger Sommerkino
1/7
Morgen Abend sind Brigitte Schumacher und ihr Mann wieder im Sommerkino zu Gast. Dann schauen sie sich „Independence Day 2“ an, einen Science-Fiction-Kracher. „Diesen Film habe ich für uns ausgesucht, auf den freue ich mich“, sagt Jürgen Schumacher und lacht. In all den Jahren als Stammgäste haben sie nur ein einziges Mal ihre reservierten Tickets nicht eingelöst – am 13. Juli 2014. Damals wollten sie die Woody-Allen-Komödie „Blue Jasmine“ sehen. Doch dann qualifizierte sich die deutsche Nationalelf für das WM-Finale am selben Abend. „Da ging dann Fußball mal vor Sommerkino“, sagt Schumacher.
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