Duisburg. . In seiner 20-jährigen Geschichte fand das Sommerkino einmal nicht statt – nämlich 2002. Der Grund: Umbauarbeiten in der benachbarten Gebläsehalle.

Wenn stets alles reibungslos über die Bühne gegangen wäre, hätte Duisburg nach der Premiere des Sommerkinos im Jahr 1996 heute bereits die 21. Auflage erlebt. Doch einmal fiel das Open-Air-Filmvergnügen im Landschaftspark Nord aus. An das dunkelste Kapitel in der Geschichte dieser Veranstaltung, das im Jahr 2002 geschrieben wurde, erinnern sich die verantwortlichen Sommerkino-Macher Kai Gottlob und Ralf Winkels im Gespräch mit der WAZ.

„Wir haben sechs Wochen vor dem Start von der Absage erfahren. Zu diesem Zeitpunkt war bereits alles durchgeplant. Jeder von uns dachte: Das darf doch wohl nicht wahr sein!“, schildert Filmforum-Geschäftsführer Gottlob seine Erinnerungen und fügt hinzu: „Das Sommerkino war unser Baby, das sich in den Jahren zuvor prächtig entwickelt hatte. Wir befürchteten, dass eine Komplettabsage in einem Jahr der Todesstoß für das gesamte Veranstaltungsformat sein könnte.“ Entsprechend riesig sei die Enttäuschung gewesen.

Umbau der Gebläsehalle war der Auslöser

Und was war nun der Grund für die Absage? „Das waren die damals laufenden Umbauarbeiten in der benachbarten Gebläsehalle“, antwortet Ralf Winkels, Geschäftsführer des Landschaftsparks. Die unpopuläre Entscheidung zur Absage des Sommerkinos sei ihm alles andere als leicht gefallen. Nach einigen schlaflosen Nächten habe er aber keine andere Möglichkeit mehr gesehen.

Ein Blick zurück ins Jahr 2002: Das Land NRW hatte damals ein neues Kulturfestival ins Leben gerufen – die Ruhrtriennale. Und der Landschaftspark bot in den Augen des inzwischen verstorbenen Gründungsintendanten Gerard Mortier mit der Kraftzentrale, der Gießhalle und der Gebläsehalle gleich drei potenzielle Spielorte.

Zeitdruck wegen Fertigstellung der benachbarten Gebläsehalle

Um die Kulturspielstätten nach Mortiers Wünschen umzugestalten, bedurfte es aber enormer Anstrengungen – vor allem in der Gebläsehalle. „Der Keller, in dem heute die Künstlergarderoben zu finden sind, war damals praktisch noch eine Ruine“, erzählt Winkels. Auch die Heizungsanlage, die Tribüne und das Dach seien anlässlich der Triennale komplett erneuert worden. Das einzige Problem: Die Zeit drängte. Bis zum 6. September 2002 musste die Gebläsehalle fertig sein, weil für diesen Tag das erste Triennale-Theaterstück dort angesetzt war.

„Weil die Zeit knapp war, musste dort an sieben Tagen in der Woche und 24 Stunden am Tag im Drei-Schicht-Betrieb durchgearbeitet werden“, so Winkels. Genau das war das große Problem fürs Sommerkino: Der Platz, auf dem heute die Beach-Gastromeile errichtet ist, stand damals voller Kräne, Bagger und Baumaterialien. „Die Kinogäste wären während der Filmvorführungen durch den Baulärm gestört worden. Und andersherum hätten die Kinogäste den Bauarbeitern im Weg gestanden. Von den Baufirmen hätten uns sogar Behinderungsanzeigen gedroht“, schildert Winkels sein Dilemma. So blieb nur ein Ausweg: Absage!

Suche nach einer Ersatzspielstätte blieb erfolglos

Die schlug natürlich hohe Wellen: Die Stammgäste waren genauso enttäuscht wie die Verantwortlichen der Stadt. Der damalige Kulturdezernent Gerd Bildau beauftragte Gottlob sofort mit der Suche nach einer Ersatzspielstätte. Im Gespräch waren der Innenhafen oder die Regattabahn. „Wir hatten aber nirgendwo die Infrastruktur, die wir brauchten und die wir im Landschaftspark hatten. Deshalb war das alles so kurzfristig nicht mehr zu stemmen und zu finanzieren gewesen“, so Gottlob.

Doch letztlich hatte das Jahr der Absage auch fürs Sommerkino ein Happy End: Im Herbst 2002 wurde das ausfahrbare Dach auf die Gießhalle montiert, das bis heute Gäste in den oberen Reihen vor Regen schützt. Ein halbes Jahr Bauzeit und 1,4 Millionen Euro wurden investiert. Seitdem ist das Dach ein elementarer Bestandteil im Erfolgskonzept des Sommerkinos.