Duisburg. Nach dem umstrittenen Wegfall der Baumschutzsatzung sind in Duisburg nach Einschätzung des BUND in den ersten zwei Monaten dieses Jahres bereits mehr Bäume gefällt worden als im ganzen vergangenen Jahr 2015.
Die Schätzung der Naturschützer von etwa 1000 gefällten Bäumen seit dem umstrittenen Wegfall der Baumschutzsatzung zum Jahresbeginn 2016 ist wohl deutlich zu tief gegriffen. Diese Zahl muss nach Einschätzung des Bundes für Umwelt und Naturschutz (Kreisgruppe Duisburg) und der Partei Bündnis90/Die Grünen deutlich nach oben korrigiert werden.
Allein in der vergangenen Woche, so berichtet Johannes Meßer vom BUND (Kreisgruppe Duisburg) hätten sich nach einem öffentlichen Aufruf 60 Personen gemeldet, die von Baumfällungen seit Jahresbeginn berichtet hätten.
Meßer: „Diese 60 Meldungen berichteten in Summe dann von mehr als 250 gefällten Bäumen. Es sieht so aus, als dass die ursprüngliche Zahl von 1000 Bäumen zu gering geschätzt ist.“ Die Meldungen an den BUND von Baumfällungen verteilen sich nach eigenen Angaben gleichmäßig auf das gesamte Stadtgebiet und auf alle Stadtteile.
Hintergrund: In der vergangenen Woche hatte der Duisburger Kreisverband des BUND die Bürger dazu aufgerufen, ihr Wissen und ihre Beobachtungen über Baumfällungen seit dem 1. Januar 2016 den Naturschützern zu melden.
"Grenzenloses Baumfäll-Massaker"
Mit Gültigkeit zum 1. Januar hatte eine große Koalition aus SPD und CDU im Rat die bestehende Baumschutzsatzung der Stadt außer Kraft gesetzt. Jetzt will der BUND eine Art „Kataster“ erstellen, in dem das massive Abholzen von Bäumen in der Stadt ohne jede Ersatzpflanzung dokumentiert werden soll. In den ersten Wochen dieses Jahres habe in Duisburg, so Meßer, „ein grenzenloses Baumfäll-Massaker“ stattgefunden, das erst jetzt durch den Beginn der Brutzeit der Vögel bis zum Herbst durch das Bundesnaturschutzgesetz unterbrochen ist.
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Auch die Fraktion der Bündnisgrünen hatte in der vergangen Woche zu einer ähnlichen Aktion wie der BUND aufgerufen. Auch hier haben sich nach Worten des Fraktionsgeschäftsführers der Grünen, Gerd Schwemm, 73 Personen gemeldet, die von einzelnen aber auch von einem Dutzend gefällter Bäume berichtet haben. Es seien nicht nur einzelne Bürger, die auf dem eigenen Grundstück holzten. Besonders private Großgrundbesitzer (auch Wohnungsgesellschaften) hätten in den letzten Wochen beherzt zur Säge gegriffen.
Die Grünen erinnern daran, dass es trotz Wegfall der Baumschutz-Satzung jetzt keineswegs immer und alle Bäume ohne jede Genehmigung gefällt werden dürften. Verboten: Fällen in der Vogelbrutzeit zwischen dem 1.3 und 31.9. eines Jahres.
Für bestimmte Fälle müssten weiterhin Genehmigungen eingeholt werden. .
Schon damals wurde ohnehin fast jeder Antrag genehmigt
Ein Sprecher der Stadt bestätigte in der vergangenen Woche bereits „einen deutlichen Anstieg der Baumfällungen“ seit dem Wegfall der Baumschutzsatzung zum 1. 1. dieses Jahres.
Er konnte aber den Anstieg nicht beziffern. Im vergangenen Jahr 2015 wurden bei der Verwaltung ca. 1500 Anträge auf Baumfällung gestellt. 95 Prozent der Anträge wurden damals genehmigt.
Offenbar wurden jetzt in den ersten zwei Monaten des Jahres 2016 deutlich mehr (einst geschützte) Bäume gefällt, als im ganzen vergangenen Jahr 2015 zusammen.