Duisburg. . Seit dem Aufheben der Duisburger Baumschutzsatzung wurden offenbar mehr als 1000 Bäume gefällt. Naturschützer wollen nun Baumfällkataster aufstellen.

Großes Kettensägenkreisen in Duisburg. Seit Anfang des Jahres ist die Baumschutzsatzung außer Kraft gesetzt, seitdem sind etliche Bäume gefällt worden. Die Beschwerden der Bürger häufen sich.

Der Bundesverband des Bund für Natur- und Umweltschutz Duisburg (Bund) spricht von über 1000 gefällten Bäumen, die vormals unter Schutz standen. Die Stadt bestätigt einen deutlichen Anstieg, kann diesen jedoch nicht genau beziffern. Bisher gingen alljährlich rund 1500 Anträge ein, etwa 95 Prozent wurden genehmigt.

Naturschützer sprechen von einem Baum-"Massaker"

Dr. Johannes Meßer vom Bund spricht von einem wahren „Massaker“: „Es ist erschreckend, wie verantwortungslos viele Bürger mit den Bäumen, die letztlich für uns alle von Nutzen sind, umgehen“, sagt er. Eine weitere tragische Folge der Aufhebung des Baumschutzes sei, dass kein Ersatz für gefällte Bäume mehr erforderlich ist.

Immer wieder richten Bürger, die Baumfällungen in der Nachbarschaft miterleben, Beschwerden an den Bund. Deshalb haben die Naturschützer jetzt ein Kataster erstellt – Bürger können per Mail an rheinaue@bund-duisburg.de Angaben zur Anzahl der gerodeten Bäume machen.

Auch interessant

Claudia Leiße, Ratsfrau der Grünen aus Rheinhausen, hat für Rheinhauser ebenfalls ein solches Register eingerichtet. „Das Stadtbild verändert sich merklich, das halten wir bildlich fest und werden es der SPD und der CDU vorlegen“, sagt Leiße. Bereits mehrere Dutzend Baumfällungen haben Rheinhauser unter fraktion@gruene-duisburg.de gemeldet. Die Partei möchte die Aktion bald auf das gesamte Stadtgebiet ausweiten.

Auftrags-Plus von 50 Prozent für Baumpfleger

Die veränderte Gesetzgebung beschert Baumpflegern ein dickes Auftrags-Plus. Baumpfleger Jan Hermanick aus Buchholz berichtet, dass die Aufträge sich um rund 50 Prozent zu vergangenen Jahren gesteigert haben. „Viele atmen auf, dass sie die Bäume auf ihrem Grundstück jetzt fällen dürfen“, so Hermanick. Auswirkungen vergangener Stürme spielten bei der Entscheidung oft eine Rolle.

Auch nicht fachkundig ausgebildete Handwerker wollen scheinbar die große Nachfrage nutzen und etwas nebenher verdienen. Der Dachverband der Baumpfleger warnt davor, das erstbeste Angebot für eine Fällung anzunehmen. „Viele sehen derzeit ein lukratives Geschäft – so kommt es vor, dass auch Handwerker plötzlich Baumfällungen anbieten“, erklärt eine Sprecherin. „Das ist ein altes Problem, aber in Duisburg durch das neue Gesetz sicher in besonderem Maße vorhanden“, sagt sie. Jeder Baum sei anders gewachsen, dementsprechend sei auch der Handlungsbedarf unterschiedlich, nur ein Fachmann könne da richtigen Rat geben.