Neudorf. . Zahlreiche Ehrenamtliche betreuen die 420 Flüchtlinge in Neudorf und machen Freizeit-Angebot. Aber: Beschäftigung, etwa in Form von Praktika, muss her .
Rund 150 Ehrenamtliche kümmern sich in Neudorf um die 420 Bewohner des Asyls an der Memelstraße. Somit sind fast alle Betten belegt. Bis Ende des Jahres sollen noch einmal 200 zusätzliche Plätze eingerichtet werden. Die Unterkunft ist somit die größte städtische Einrichtung. „Die Bedingungen sind gut. Es sind meist vier Personen in einem Raum untergebracht. Auf jeder Etage gibt es Koch- und Waschmöglichkeiten“, beschreibt Ottmar Schuwerak, Leiter des Bezirksamt Mitte. Der Betrieb läuft ruhig.
Schon lange bevor die Einrichtung im ehemaligen Schulamt eröffnet wurde, formierte sich ein Unterstützerkreis. „Es ist Wahnsinn, was die Ehrenamtlichen auf die Beine stellen“, lobt Schuwerak, der die Arbeit mit koordiniert. Rund 20 Organisationen kümmern sich um die Flüchtlinge in Neudorf. Diese filtern beispielsweise Hilfsangebote. Einmal stand eine Organisation vor der Tür und wollte 50 Kinder abholen, um mit ihnen zu einem Indoor-Spielplatz zu fahren. Wer Angebote macht, muss sich aber erst einmal beim Unterstützerkreis vorstellen. Auch AKP-Anhänger baten mal um Einlass in der Einrichtung. Dem wolle man mit einer strengen Einlass-Politik einen Riegel vorschieben.
Stadt plant mit dem Heim für die nächsten 15 Jahre
„Die Flüchtlinge fallen im Stadtteil kaum auf“, beschreibt Stefan Müller, einer der beiden Sprecher des Unterstützerkreises. Die Ehrenamtlichen organisieren Sprachkurse, bieten Lauftreffs an, helfen in der Kleiderkammer mit und sammeln Fernseher ein. „Das größte Problem ist die Langeweile. Viele warten auf ihr Interview beim Amt, haben den ersten Sprachkurs gemacht. Nun wollen sie Beschäftigung“, weiß Stephan Koch, der andere Sprecher des Unterstützerkreises.
Er appelliert an die Industrie- und Handelskammer und die Betriebe, auch über mögliche Praktika-Angebote für Flüchtlinge nachzudenken. Zudem stehe man in Kontakt mit Fachbereichen der Universität. Demnächst gebe es erst einmal Ablenkung dank zahlreicher Fernseher-Spenden. In der Einrichtung gibt’s außerdem zwei Sozialräume, die sind allerdings nicht mit Spielzeug oder Kicker ausgestattet, sondern bieten sich eher für Sprachkurse an.
„Die Stadt plant mit dem Heim für die nächsten 15 Jahre. Langfristig brauchen wir eine Art Begegnungsstätte“, weiß Koch. Dort könnte dann auch die Kleiderkammer einziehen. Die befand sich bisher im Ludgeri-Haus, muss dort allerdings ausziehen. Derzeit suchen die Organisatoren händeringend einen neuen Standort. „Die Kleiderkammer ist für alle Bedürftigen geöffnet“, betont Schuwerak. In der Vergangenheit wurden aber vor allem Männerkleidung in kleineren Größen und Schuhe benötigt. Geplant sei auch ein Büro des Unterstützerkreises – als Anlaufstelle für die Ehrenamtlichen.