Duisburg. Stadt Duisburg und Verbände beraten über Maßnahmen, wie das Zusammenleben mit Asylbewerbern verbessert wird. Entscheidung soll im Juni 2016 fallen.

Die Stadt Duisburg will gemeinsam mit Sozialverbänden und Ehrenamtlichen ein Integrationskonzept für die Flüchtlinge erarbeiten. Bei einem Runden Tisch, zu dem Oberbürgermeister Sören Link und das Kommunale Integrationszentrum mehr als 90 Fachleute ins Rathaus eingeladen hatten, verständigten sich die Engagierten mit der Verwaltung über bisherige Knackpunkte in der Zusammenarbeit und wie Asylbewerber, die anerkannt werden, künftig besser integriert werden sollen. „Wir können Integration, das haben wir in der Vergangenheit bewiesen“, betont Oberbürgermeister Link. Viele Flüchtlinge, weiß Dezernent Thomas Krützberg, seien hoch motiviert. Ihnen müsse ein Angebot gemacht werden.

4200 Flüchtlinge leben derzeit in Duisburg. Gemessen an dem Stand vom 1. Dezember rechnet die Verwaltung mit 800 Neuankömmlingen bis zum Jahresende. Im nächsten Jahr könnten es noch mehr werden. Von Entspannung kann also keine Rede sein. Um die Aufgabe zu bewältigen, sind zwei neue Unterkünfte in Planung – zum einen wird die Frankenschule in Walsum ausgebaut. In Neumühl werden an der Usedomstraße Container errichtet.

Reaktivierung von still gelegten Schulen

Außerdem braucht die Stadt eine Menge Geld, das sie teilweise von Bund und Land bekommt. So können mit Hilfe eines Sonderprogramms immerhin 200 Kindergartenplätze zusätzlich geschaffen werden. Auch über die Reaktivierung von still gelegten Schulen müsse nachgedacht werden, so Bildungsdezernent Thomas Krützberg. „Wenn das nicht gelingt, müssen wir auch über den Neubau von Schulen reden.“ Zudem sollen sämtliche Mitarbeiter von Kindergärten und Jugendeinrichtungen weiterqualifiziert werden. „Im nächsten Jahr werden mehr unbegleitete Flüchtlinge kommen. Was soll man einem Jugendlichen, der vielleicht abgeschoben wird, sagen? Darauf müssen wir vorbereitet sein“, so Krützberg.

Flüchtlinge in DuisburgDie Arbeitsagentur richtet für 4,5 Millionen Euro einen Integrationpoint ein und bietet Sprachkurse und Maßnahmen an. „Wir brauchen aber auch Arbeitsplätze“, betont Ulrich Käser, Chef der Arbeitsagentur. Er schätzt, dass 15 Prozent der Flüchtlinge mit einer qualifizierten Ausbildung nach Deutschland kommen. Wie viele am Ende tatsächlich in den Duisburger Arbeitsmarkt integriert werden müssen, lasse sich noch nicht sagen, so Käser. Wenn die Asylbewerber anerkannt seien und bleiben dürfen, können sie innerhalb Deutschlands beliebig umziehen. Sieghard Schilling, Geschäftsführer des Diakoniewerks, warnte davor, die anderen Langzeitarbeitslosen aus dem Blick zu verlieren. „Es soll kein Verdränungswettbewerb geben“, betonte auch Link.

Im kommenden Juni soll das Konzept vorliegen und der Rat darüber beschließen.

Engagement besser abstimmen 

An Runden Tischen und Flüchtlingsinitiativen herrscht in Duisburg kein Mangel. Auch in der Verwaltung sind verschiedene Abteilungen für Asylbewerber zuständig. Die einen kümmern sich etwa um die Unterbringung in Wohnungen, andere um die Versorgung der jungen Flüchtlinge mit Schul- und Kindergartenplätzen. Das Bürgerreferat koordiniert einen Teil der Ehrenamtlichen. In der Vergangenheit gab es immer wieder Kritik von Engagierten, dass sie keinen direkten Ansprechpartner in der Verwaltung haben – viele wurschtelten vor sich hin und teilweise aneinander vorbei. Da setzt das nun Integrationskonzept an, das die Stadt auf den Weg bringen will. Um die Arbeit besser zu verzahnen, soll es künftig auf Bezirksebene Ansprechpartner für die Unterstützerkreise geben.

Manchmal hakt es an den Details, die den Ehrenamtlichen vor Ort das Leben schwer machen. „Ich habe neulich drei Wochen auf eine Entscheidung gewartet, ob ich in der alten Jugendherberge am Kalkweg Schwerlastregale aufbauen darf“, schildert Pfarrer Muthmann. Eine Dame, die sich in Neudorf engagiert, fragt: „Ich kenne viele Vermieter, die könnten eine Wohnung für Flüchtlinge zur Verfügung stellen und sind frustriert, wenn die Stadt ablehnt. Warum arbeitet die Stadt nicht mit Patenfamilien zusammen, die die Betroffenen betreuen?“ Sozialamtsleiterin Andrea Bestgen-Schneebeck argumentiert, dass viele sich erst einmal in Deutschland zurecht finden und die Strukturen kennen lernen müssen, bevor sie in eine eigene Wohnung ziehen könnten. Eine andere möchte wissen, warum es so lange dauert, bis Kinder eine Schule besuchen können. Die Verwaltung klärt auf, dass die Jungen und Mädchen zunächst registriert sein müssen, dann untersucht werden, ihre Leistung eingestuft wird und sie schließlich einer Klasse zugewiesen werden. Das dauere.

Hilfe für Ehrenamtliche

Künftig will sich die Bürgerstiftung stärker einbringen und Hilfe für Ehrenamtliche anbieten, die sich nicht an feste Strukturen bei der Stadt, Gemeinden oder Sozialverbänden binden wollen. Für diese Personen könnte die Bürgerstiftung Schulungen und einen Austausch organisieren. „Wir haben von einem Autohaus einen Wagen zur Verfügung gestellt bekommen. Wenn dieser für den Transport von Spenden gebraucht wird, können sich Initiativen bei uns melden“, schlägt Manfred Berns, Geschäftsführer der Bürgerstiftung, vor.

Pfarrer Herbert Werth berichtet aus Walsum, dass es dort schon ähnliche Konzepte und Strukturen, wie sie nun stadtweit eingeführt werden sollen, gibt: „Wir haben 70, 80 Leute, Ehrenamtliche vor Ort. Wichtig ist, dass wir sie bei dem Prozess miteinbeziehen.“