Neudorf/Neuenkamp. .
Es ist ein bisschen wie Weihnachten: Zehn Helfer der Sachspendengruppe von der Flüchtlingshilfe Neudorf rücken mit vollen Händen an. In den vergangenen Wochen haben die Ehrenamtlichen fleißig Spenden gesammelt, Kleidung vor allem, aber auch andere nützliche Utensilien wie College-Blöcke, Anspitzer, Duschgel und Zahnbürsten. Diese haben sie in Willkommensbeutel gepackt – teilweise sind die Taschen sogar selbst genäht. 440 dieser Beutel wurden nun im Asyl an der Memelstraße verteilt.
Helferin Wilma Bünnig hat sich spontan ein Clowns-Kostüm übergestreift. „Ich habe die vielen Kinder gesehen und dachte, dass sie dann Spaß haben“, erzählt sie, während sie mit den anderen die Beutel austeilt. Damit die Flüchtlinge wissen, welchem Fußballverein sie künftig die Daumen drücken sollen, gibt’s sogar MSV-Devotionalien. Der eine oder andere legt sich den MSV-Schal direkt um.
Jawhar Ibrahim interessiert sich hingegen eher für den Block in der Tasche. Er steht gerade in Kontakt mit einer Stelle, die prüft, ob ein Teil seiner Zeugnisse in Deutschland anerkannt wird. Er lernt schon fleißig Deutsch. „Die ersten Worte, die ich konnte, waren ,Bitteschön’, ,Danke’ und ,Tschüß’“, erzählt der junge Mann aus Aleppo. Demnächst möchte er gerne als Gasthörer an die Uni. Er ist den vielen Helfern vom Unterstützerkreis dankbar, die regelmäßig in die Einrichtung kommen. Trotzdem sei die Situation nicht immer ideal. „Wir sind zu viert auf einem Zimmer, das ist nicht viel Platz“, erklärt er. „Wir schlafen und leben hier.“
413 Personen wohnen derzeit in dem ehemaligen Schulamt. 259 Einzelpersonen, überwiegend Männer, und rund 50 Familien. „Die Einrichtung ist fast voll belegt“, heißt es auf Nachfrage bei der Stadt. Bei Familiennachzug bestehe die Möglichkeit, ein zusätzliches Bett in ein Zimmer zu stellen – über eine Erhöhung der Gesamtkapazität werde aber nicht nachgedacht.
Derweil laufen an der Paul-Rücker-Straße in Neuenkamp die Umbauarbeiten an der ehemaligen Schule. Mitte des Jahres sollen die ersten Flüchtlinge hier einziehen können. „Bei Bezug der Schule werden die nun in der Turnhalle untergebrachten Menschen in die Räume der Schule wechseln“, sagt eine Stadtsprecherin. Aktuell wohnen 77 Personen in der Turnhalle. Wird beispielsweise jemand krank, würden die Betroffenen in Heimen mit mehr Privatsphäre untergebracht.