Duisburg. Die Brüder Akkurt investierten jahrelange Arbeit und einige Millionen Euro in einen Duisburger Wasserturm, wie die Bahn ihn brauchte, solange sie noch rauchte.
Hafenstadt, Stahlstadt: Diese Etiketten für Duisburg lernt man schon in der Schule. Dass Duisburg aber auch eine Eisenbahnstadt war und ist, ist nirgendwo angenehmer zu erfahren als 47 Meter über Hochfeld, in der Gastronomie des Wasserturmes an der Paul-Esch-Straße.
Denn dort gibt’s zum Tee (oder Kaffee) eine der besten Aussichten der Stadt. Und dazu den Ausblick nach Süden und Westen, wo weitere Wassertürme frühere und auch noch heutige Bahngelände markieren oder nach Nordosten, wo einem die ausgedehnten Bahnanlagen des Hauptbahnhofs fast zu Füßen liegen.
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Und die stehen in einem direkten Zusammenhang mit dem Hochfelder Turm. Und wer wissen will warum, muss sich zurückversetzen in die Zeit, als die Eisenbahn noch qualmte. Ohne Dampfmaschine hätte es den modernen Schienenverkehr wohl nie gegeben, und bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts fauchten und rauchten mächtige Dampflokomotiven an der Spitze der Züge, bevor sie durch Diesel- und Elektrofahrzeuge ersetzt wurden.
Riesiger Aufwand im Ringlokschuppen
Damit es dampft, braucht die Lok vor allem zweierlei: Kohle und Wasser – und zwar in erheblichen Mengen! Daher brauchte die Bahn der Dampfzeit Bahnbetriebswerke in großer Zahl und gerne in der Nähe wichtiger Bahnhöfe, um die Schienenmaschinen rund um die Uhr mit Betriebsstoffen versorgen zu können. Immer dabei: ein Wasserturm.
Wer vor ein paar Jahren vom Hochfelder Wasserturm in die Tiefe blickte, konnte noch fast das ganze alte Betriebswerk aus der Vogelperspektive sehen. Vor allem einen Ringlokschuppen für ein paar dutzend Loks, die einst über eine Drehscheibe ins Gebäude kamen. Und zwar in die richtige Fahrtrichtung gedreht für die nächste Fahrt. Ein aus heutiger Sicht riesiger Aufwand, der aber auch vielen Menschen einen sicheren Arbeitsplatz garantierte.
Vom betriebsamen Leben des Bahnwerkes ist nichts geblieben. Die meisten Gebäude wurde in den letzten Jahren abgerissen, um letztlich einmal Platz zu schaffen für Firmen-Neuansiedlungen. Was geblieben ist, ist der Wasserturm.
Saal für große Hochzeiten
Und das ist zwei Brüdern zu verdanken, die sich regelrecht in den 1917 errichteten Hochbau aus Stahlbeton mit dem 1000 Kubikmeter Wasser fassenden Behälter obendrauf verguckt hatten. Ende der 90er Jahre kauften Mevlüt und Mustafa Akkurt den Hochfelder Wasserbau und steckten einige Jahre Arbeit und einige Millionen Euro in den Turm, in dem Platz geschaffen wurde für Büros und Gastronomie, sowie in einen zweiten modernen Turm für Treppen und Aufzüge, der aus Sicherheitsgründen erforderlich war.
Investiert hat die Akkurt-Familie auch ins Wasserturm-Umfeld, wo um die Jahrtausendwende ein ganzer Komplex mit Veranstaltungsräumen entstanden ist, darunter ein 1600 Quadratmeter großer Saal, der sich unter anderem für türkische Hochzeiten eignet.
Und die Liebe zum Turm hat inzwischen die nächste Akkurt-Generation erreicht. Architekt Arif Akkurt hat sich seinen Arbeitsplatz in luftiger Höhe eingerichtet auf der siebten von insgesamt elf Etagen. Und natürlich mit unverbaubarer Aussicht.
Türkischer Tee mit Fernblick