Duisburg. . Der Einsatz von E-Paketwagen, den die Post plant, ist nicht neu. Der Duisburger Hartmut Olawsky fuhr in den 1960er Jahren Pakete mit Elektrowagen aus.

Die Post will für die Paketzustellung Elektro-Autos in Dienst stellen – bei der Lektüre dieses kürzlich erschienenen Berichts hat sich Hartmut Olawsky an seine Berufsjahre als Paketzusteller in Duisburg erinnert. „Elektrofahrzeuge hat es damals schon gegeben“, berichtet der heute 74-Jährige.

Aus Breslau stammt Olawsky ursprünglich, nach der Flucht aus Schlesien ins Oldenburgische kam er 1953 nach Duisburg um eine Ausbildung aus „Postjungbote“ anzutreten. „Gemeinsam mit anderen Auszubildenden von Demag, Kupferhütte, Eschwerken und Niederrheinischer Hütte wohnte ich im Lehrlingsheim auf der Wörthstraße“, erinnert er sich, „24 Mark Gehalt gab’s, zwei Mark kostete die Miete.“

Mit Tempo 25 durch den Bezirk

Im heutigen Medienhaus am Harry-Epstein-Platz kennt er sich bestens aus: Das war zuvor Hauptpostamt und Arbeitsplatz von Hartmut Olawsky. „Paketschalter, Verteilung, Bahnhof – ich hab alles gemacht“, sagt er, „am liebsten aber Zustellung, da gab’s manchmal Trinkgeld“. Mit „Blitz“-Transportern von Opel rollten die Paketboten durch das Stadtgebiet. „1965 wurden dann die Elektro-Autos angeschafft.“ Ähnlich groß wie die Opel-Modelle, aber stromgetrieben und ausgerüstet mit riesigen Batterien, die seitlich hinter der Fahrertür eingeschoben wurden. Eine Ladestation für die etwa 75 Kilo schweren Ungetüme entstand auf dem Postbetriebshof auf dem heutigen Targobank-Areal.

Hundert Kilometer Reichweite hatten die Gefährte, berichtet Olawsky, der mit Höchstgeschwindigkeit 25 durch Ruhrort, Laar und Hochfeld zuckelte und täglich 250 Pakete zustellte. „Niemand hat sich darum gerissen, damit zu fahren, weil sie so langsam waren“, sagt der pensionierte Postbeamte, der sich an den Hersteller der Fahrzeuge nicht erinnert. „Wir mussten aber sogar extra einen Führerschein dafür machen und haben versucht, uns dabei extra dumm anzustellen.“ Zusätzlich sei die Fahrt unbequem gewesen, weil Feder-Komfort fehlte.

Den begeisterten Tischtennis-Spieler, der damals in Rahm und Großenbaum lebte, erlöste die Versetzung in den Duisburger Süden von der Schleichfahrt – die gelben Elektromobile blieben noch bis Mitte der 70er Jahre. „Als die Paketzustellung verlagert wurde an die Pappenstraße, sind sie wohl abgeschafft worden“, vermutet Hartmut Olawsky.

Ende der 1970er Jahre war Schluss

Elektroautos in den 1960er Jahren? Daran können sich die Pressesprecher der Post in Düsseldorf nicht erinnern. Sie leiten die Anfrage weiter an das Museum für Kommunikation in Frankfurt. Das weiß: Die „Stromer“ waren bei der Deutschen Post schon seit 1952 im Einsatz. Es handelte sich um einen 2,5-Tonnen Paket-Postwagen, produziert von der Maschinenfabrik Esslingen. Das Modell EL 2500 E, mit dem wohl auch Hartmut Olawsky durch Duisburg rollte, soll es bei 12,5 Kilowatt Motorleistung auf eine Höchstgeschwindigkeit von 28 km/h gebracht haben.

Weil die damalige tägliche Durchschnittsfahrleistung gerade 18 Kilometer betrug, reichten dafür die Blei-Akkumulatoren aus. Bis Ende der 1970er Jahre wurde der letzte E-Paketwagen außer Dienst gestellt. Bei den kleinen Stückzahlen waren die Beschaffungskosten im Vergleich zu den Fahrzeugen mit Benzinmotor zu hoch, weil außerdem die Spritpreise noch niedrig waren, stellte die Post den Elektrobetrieb wieder ein.