Duisburg. Vor knapp zwei Jahren trug sich Boris Roskothen mit dem Gedanken, das traditionsreiche Geschäft am Sonnenwall zu schließen. Nun sieht er wieder eine Zukunftsperspektive.
„Wir sind mehrere Jahre gegen den Wind gesegelt, in schwere Wasser geraten, haben das Ruder herumgerissen und nun steuern wir den Heimathafen an“, so begründete Boris Roskothen, Inhaber des gleichnamigen Spielwarengeschäftes auf dem Sonnenwall im Februar 2013, seinen Entschluss, den damals seit 134 Jahren von seiner Familie betriebenen Laden aufzugeben. Doch der Hafen muss warten. Roskothen setzt erneut die Segel und steuert nun zuversichtlich auf das 150-jährige Firmenjubiläum im Jahr 2029 zu. Roskothen: „Das streben wir jetzt an.“
Seinen Optimismus, dass er den Termin als Ladeninhaber erreicht, begründet er folgendermaßen: „Wir haben in den zwei Jahren eine finanzielle Lösung gefunden, die uns mehr Luft lässt, und uns dadurch die Möglichkeit gibt, uns wieder auf unser Kerngeschäft zu konzentrieren.“
Mehr Kunden zwischen 20 und 35 Jahren
Eine zentrale Rolle kommt für ihn dabei den Gesellschaftsspielen zu. Zwar zeigten Kinder heute ein anderes Spielverhalten, indem sie mehr die virtuellen Angebote nutzen würden. „Gewonnen haben wir aber deutlich an Kundschaft, die zwischen 20 und 35 Jahre alt und bereit ist, für Brettspiele Geld auszugeben“, berichtet Roskothen. Und dass diese Spiele in seinem Laden ausprobiert werden können, bei regelmäßigen Turnieren mit Grillwürstchen und Getränken, oder einfach nur mal so unter der Woche, aber immer mit fachmännischer Begleitung, das sei der Mehrwert, den diese Klientel auch bereit wäre, mit einem höheren Preis als vielleicht im Onlinehandel zu bezahlen. „Wir haben eine regelrechte Fangemeinde, die durch Mundpropaganda, aber eben auch durch die sozialen Netzwerke auf uns aufmerksam geworden und bei uns im Laden gewachsen ist“, freut sich Roskothen. Umso mehr, als die Gesellschaftsspiele auch sein Lieblingsbereich sind. „Hier kann ich sogar sagen, dass ich mein Geld spielend verdiene“, frotzelt er selbstironisch.
Kein Playmobil mehr bei Roskothen
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Neben der Konzentration auf Kernbereiche und neue Angebote, wie etwa Haushaltswaren einer dänischen Firma, hat sich Roskothen auch konsequent von Waren getrennt, selbst wenn sie gut waren. „Bei uns gibt es etwa kein Playmobil mehr. Es gibt genügend andere, die das anbieten“, begründet Roskothen dieses Entschluss. „Es ist wichtiger, Nischen zu besetzen. Deshalb überdenken wir sukzessive unsere Bereiche und hinterfragen das Angebot: Wie hoch ist der Spielwert? Wie lange spielt man das? Zudem versuchen wir möglichst viele Waren auszupacken und zum Ausprobieren anzubieten.“ Auch ein Mehrwert, den vor allem jüngere Kunden zunehmend bereit seien, mit barer Münze zu honorieren.
Besonders froh ist Roskothen, dass er in den vergangenen zwei Jahren niemanden entlassen musste. Auf eine zweite Auszubildende hat er allerdings verzichtet: „Weil es zu unsicher war, wie es weitergeht. Jetzt will ich die zweite Azubi-Stelle aber wieder besetzen.“