Duisburg. Gerade jüngere Menschen schätzen zunehmend das gemeinsame Spiel mit anderen an Tisch und Brett. Spielwarenhändler Boris Roskothen beobachtet auch in seinem Laden diesen Trend.

„Spielen soll Spaß machen“, fordert Loriot in seinem legendären Skat-Sketch. Und das macht es offensichtlich zunehmend wieder mehr am Brett als im Netz. Davon zeugt auch die Ausstellerzahl der „Spiel 2015“ in Essen, die die größte seit ihrem Bestehen wird. Vom 8. bis zum 11. Oktober präsentieren über 900 Verlage ihre Neuheiten im Bereich Gesellschaftsspiel. „Das sind 70 mehr als 2014“, betont Dirk Stolzenberg, Sprecher der Spielemesse.

Aber auch Boris Roskothen, der das älteste Spielwarengeschäft in Duisburg betreibt, kann den Trend zurück zum gemeinsamen Zocken am Tisch bestätigen. Seine Erfahrung von vor etwa drei Jahren „es wird immer mehr virtuell gespielt“, hat sich langsam, aber stetig wieder ins Gegenteil gewandelt. Deshalb hat er in seinem Geschäft am Sonnenwall den Spielebereich ausgeweitet und zudem eine Kammer eingerichtet, in der 300 Brettspiele zur Verfügung stehen, die direkt an Tischen ausprobiert werden können.

Im Handel gibt es persönliche Beratung

Ein Angebot, das Schüler und Studenten nur zu gerne nutzen, wie Roskothen sagt: „Wir haben ständig solche Gruppen, die bei uns spielen. Schüler kommen auch gerne mal in der Freistunde.“ Auffällig sei, dass vor allem anspruchsvolle Spiele bevorzugt würden. Ein Umstand, dem die Verlage in den vergangenen Jahren Rechnung getragen hätten. „Früher gab es Stundenspiele wie Siedler von Catan, oder Achtstundenspiele wie Civilization, dazwischen aber relativ wenig. Heute ist diese Lücke so gut wie geschlossen mit allen Variationen, vom Glücksspiel über kooperative bis hin zu asymmetrischen Spielen, bei denen der Gegner nach anderen Regeln zieht.“ Und noch eine erfreuliche Änderung hat Roskothen ausgemacht: „25- bis 30-Jährige kaufen sich Spiele wieder lieber im Geschäft statt online. Sie erkennen im stationären Handel den Vorteil, sich beraten zu lassen und direkt mit anderen Spielern auszutauschen. Und sie genießen die Atmosphäre.“

Das gelte auch für die Leute, die immer mal wieder reinkommen, um die Spieltische zu nutzen. Eine angenehme Umgebung mache das Brettspiel noch mal so interessant. „In der realen Welt werden eben mehr Sinne angesprochen als in der virtuellen. Das wissen auch junge Leute zu schätzen“, beobachtet Roskothen immer wieder. „Bei Gesellschaftsspielen ist der Takt anders. Du kannst längere Pausen machen, was essen und trinken. Du kannst deinem Gegner in die Augen sehen, und du hast viel mehr Spaß mit anderen zusammen. Und Lachen steckt an, das kann man im Netz nicht erleben.“

Sicher seien die Brettspieler gegenüber den Netzzockern noch in der Minderheit. Dennoch sieht Roskothen in diesem Trend eine Wiederbelebung der Kunst des Spielens, die er zum Motto seines Geschäfts gemacht hat.

Nach der Messe können Neuheiten bei Roskothen direkt getestet werden 

Auf 63.000 Quadratmetern in inzwischen sechs Hallen und auf der Galerie in der Messe Essen stellen vom 8. bis zum 11. Oktober die Verlage in diesem Jahr ihre Neuheiten auf der „Spiel“ aus. Unter den über 900 Ausstellern sind auch zwei aus Duisburg, die vorwiegend im Fantasy-Bereich zu Hause sind.

ADC Blackfire Entertainement mit Sitz in Kaßlerfeld und Prometheus Games aus Neumühl.

Spielen kann man auch auf der Messe in Essen miteinander oder gegeneinander. Hauptsache es macht Spaß.
Spielen kann man auch auf der Messe in Essen miteinander oder gegeneinander. Hauptsache es macht Spaß. © Lars Heidrich / WAZ FotoPool

Prometheus wurde 2006 als Eigenverlag für selbst geschriebene Rollenspiele gegründet und zählt heute unter dem Motto „Wir bringen Feuer ins Spiel!“ zu den erfolgreichsten Kleinverlagen in dem Bereich Rollenspiele.

ADC Blackfire hat sich vor allem im Bereich Sammelkartenspiele wie Pokémon oder Yu-Gi-Oh! einen Namen gemach, punktete aber zuletzt auch mit dem Brettspiel „Kraftwagen“ von Matthias Cramer.

Boris Roskothen, der früher selbst mit einem Stand auf der Messe vertreten war, betreibt diesen enormen Aufwand nun nicht mehr. Stattdessen bietet er seit vier Jahren in seinem Geschäft am Sonnenwall ein „Nachspiel“ an. In der Woche nach der Messe, am Freitag und Samstag, 16. und 17. Oktober, hat er in seinem Laden vier Verlage zu Gast, die ihre Messeneuheiten vorstellen. Sie haben zudem Mitarbeiter am Start, die die neuen Spiele erklären.

14 Tische stehen im Geschäft zur Verfügung, an denen gut 50 Leute die Spiele ab Freitagnachmittag direkt ausprobieren können.