Düsseldorf. Die Deutsche Bahn will bis 2017 neue Lärmschutzwände errichten. Duisburg, Essen, Bottrop und Herne profitieren - Mülheim und Oberhausen erst später.

Für lärmgeplagte Anwohner an Bahnstrecken in der Region soll es ruhiger werden: Der Bund investiert bis 2017 allein in NRW rund 77 Millionen Euro in meterhohe Schallschutzwände. Auch an Streckenknoten in Essen, Bottrop, Duisburg und Herne will die Bahn kilometerlange neue Mauern errichten, die den Krach vorbeifahrender Züge mindern.

Hunderttausende Menschen in NRW leiden unter lärmenden Zügen. Zwar ist die Bahn an neuzubauenden Strecken gesetzlich zum Schallschutz verpflichtet. An bestehenden Gleisen aber ist die Lage anders: 1999 startete der Bund ein freiwilliges Investitionsprogramm, mit dem eine alle fünf Jahre überprüfte Prioritätenliste abgearbeitet wird: In NRW soll es bis 2020 an rund 431 Lärm-Kilometern leiser werden, das ist etwa ein Zehntel des Streckennetzes im Land.

Mülheim-Oberhausen kommt erst nach 2018 an die Reihe

Konkret fürs Ruhrgebiet heißt das: Bis 2016 baut die Bahn 4,7 Kilometer Schallschutzwand in Essen; 2017 stehen Arbeiten in Bottrop (6,6 Kilometer), Herne-Crange (2,4 Kilometer) und Duisburg (3,8 Kilometer) an. Erst ab 2018 sollen Strecken wie Mülheim-Oberhausen oder Gladbeck West-Bergkamen an der Reihe sein. Unklar ist noch, ob etwa auch in Düsseldorf-Rath, Hagen, Gelsenkirchen oder Recklinghausen Schallschutz kommt.

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Bis Anfang 2015 hat die Bahn 167,1 Millionen Euro an Bundesmittel in fast 100 NRW-Vorhaben gesteckt. Knapp über 100 Kilometer Schallschutzwände wurden gebaut, rund 11.000 Wohnungen mit dämmenden Fenstern oder Lüftern ausgestatten. Noch im Bau sind Schallschutzwände derzeit etwa auf der Strecke Kamen-Holzwickede, in Castrop-Rauxel, Bochum, Schwerte Unna oder Dortmund.

Je lauter eine Strecke ist und je mehr Anwohner von dem Lärm betroffen sind, desto eher wird sie in die Prioritätenliste aufgenommen. Dafür hat der Bund Richtwerte aufgestellt: Geschützt werden sollen Wohngebiete, in denen tagsüber ein Lärmpegel von 70 Dezibel und nachts von 60 Dezibel überschritten wird. Die Belastung wird allerdings berechnet – etwa nach Zugfahrten, Geschwindigkeiten oder Art der Wagen.

Laute Güterwagen sollen bis 2020 verschwunden sein

Im Vergleich zum Jahr 2000 will der Bund den Schienenverkehrslärm bis 2020 um die Hälfte reduzieren. Nicht nur an den Gleisen wird deshalb nachgebessert: Nach dem Willen der Bundesregierung sollen die rund 180.000 auf deutschen Schienen fahrende Güterzüge bis 2020 mit Flüsterbremsen ausgerüstet werden.

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Ines Jahnel, Lärmschutzbeauftrage bei der Deutschen Bahn, bezeichnet das als „riesigen Kraftakt“. Die Deutsche Bahn-Tochter DB Schenker-Rail besitzt allein rund 60.000 Güterwagen. Die Umrüstungskosten beziffert Jahnel mit rund 230 Millionen Euro. Hinzukomme die teurere Instandhaltung der Züge. Der Staat hat Fördermittel in Höhe von rund 152 Millionen Euro zugesagt, die anderen Kosten sollen aus einem Fonds bezahlt, in den Betreiber lauter Güterwagen erhöhte Streckengebühren einzahlen müssen.

Bis jetzt sind rund 14.000 der DB-Güterwagen mit den sogenannten LL-Sohlen ausgerüstet. Diese sorgen nicht nur dafür, dass die Züge beim Bremsen leiser sind. „Anders als bei den alten Bremsen raut die neue Sohle das Rad nicht mehr auf“, erklärt Jahnel. „Glattes Rad trifft auf glatte Schiene. Den Unterschied hört man auch beim Fahren.“

Bahn warnt vor Nachtfahrverboten

Schon 2016 sollen nach dem Willen des Bundes mindestens die Hälfte der Güterbahnzüge solche Flüsterbremsen haben. Klappt das nicht, droht der Bund mit Strafen wie etwa Nachtfahrverboten oder Tempolimits. Ines Jahnel von der Bahn wehrt das ab: „Müssen Güterbahn von 100 auf 70 Stundenkilometer abbremsen, geht das mit einem Verlust von rund einer Milliarde Euro einher.“