Duisburg. . Auch in Duisburg gibt es immer wieder Angriffe auf Helfer im Einsatz. Drei Monate nach einem Silvester-Vorfall in Marxloh wird nun diskutiert, wie Übergriffe vermieden werden können.

Brandoberinspektor Dieter Stradmann ist auch drei Monate später noch immer stinksauer über die Ereignisse in der Silvesternacht. „Ich bin jetzt 45 Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr in Marxloh“, sagte der Zugführer am Montagabend bei der Sitzung das Marxloher Bürgerforums erschüttert, „aber sowas hat es noch nicht gegeben.“

Der Notruf kam in der Silvesternacht um halb eins. Den freiwilligen Brandbekämpfern wurde ein Feuer am Pollmann-Eck gemeldet. Dort angekommen, sahen sie, dass zwei Körbe der Weihnachtsbeleuchtung, um die die Aktiven im Stadtteil sich gemeinsam bemüht hatten, im Vollbrand standen. Das allein ist eigentlich schon ärgerlich genug, weil man durchaus vermuten kann, dass die neue Beleuchtung kaum von selbst in Brand geraten ist.

Fünf Feuerwehrleute wurden bei dem Einsatz leicht verletzt

Aber so richtig dicke kam es, als die Feuerwehrleute sich ans Löschen machten. „Wir sind von einer etwa 30 Mann starken Gruppe auf der anderen Straßenseite den ganzen Einsatz über gezielt mit Böllern und Raketen beschossen worden“, erzählt Brandinspektor Ralf Freyer fassungslos. Es flogen die richtig dicken Kracher. Nach dem Einsatz zählte Freyer fünf Kameraden mit leichtem Knalltrauma. Pure Glücksache, dass da nicht mehr passiert ist. Als die Polizei dazu kam, hatten sich die Angreifer verzogen.

Dieter Stradmann (stehend) erläuterte die Probleme. Er ist noch heute stinkesauer.
Dieter Stradmann (stehend) erläuterte die Probleme. Er ist noch heute stinkesauer. © Fabian Strauch

Zwar hat es die Männer der Marxloher Löschgruppe in den Fingern gejuckt, den „Knallköppen“ auf eigene Faust eine handfeste Lehre zu erteilen, aber so paradox das klingt, im Einsatz sind Feuerwehrleute praktisch wehrlos. „Wir müssen uns voll auf unsere Aufgabe konzentrieren und können nicht auf die Fahrzeuge aufpassen, oder uns gegen Angriffe verteidigen“, sagt einer der Männer.

Klare Order bei Bedrohungen: "Einpacken und wegfahren"

Von der Branddirektion gab es die klare Order: „Wenn ihr bedroht werdet, einpacken und wegfahren“. Aber Feuerwehrleute tun sich naturgemäß schwer damit, die Bürger mit einem ungelöschten Brand im Stich zu lassen.

„Da fragt man sich doch ernsthaft, ob unser ehrenamtlicher Einsatz in Marxloh eigentlich noch erwünscht ist“, fasst Dieter Stradmann die Gefühle der Kollegen zusammen. Stradmann möchte eine breite Diskussion darüber anregen, was Politik, Verwaltung, Schulen und Gemeinden vor Ort tun können, um diesen gefährlichen Entwicklungen entgegen zu wirken.

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„Bitte, seht solche Leute nicht als Indiz dafür an, dass euer Einsatz nicht mehr gewünscht wird“, sagte SPD-Ratsherr Manfred Slykers stellvertretend für die Marxloher Bürger. Von Gemeindemitgliedern der Merkez-Moschee gibt es spontane Unterstützungsangebote. Gemeinsam überlegen alle, wie man die Gruppe der Jugendlichen am besten erreichen kann, die für solche gefährlichen Aktionen in Frage kommt.

„Ich hätte mir mehr Beteiligung am Bürgerforum gewünscht“, sagt Stradmann und blickt enttäuscht über die spärliche Zuhörerschaft im Gemeindezentrum „Arche“. „Probleme wie dieses können wir nur alle zusammen angehen“, ergänzt er.

Allein für das Wochenende vor dem Bürgerforum meldete die Polizei zwei mutmaßliche Brandstiftungen in Marxloh.