Duisburg. Mitarbeiter im Johanniter-Krankenhaus in Duisburg sind empört: Sie sollen auf Lohn verzichten, um das Krankenhaus aus den Finanznöten zu retten. „Man setzt uns die Pistole auf die Brust“, klagen sie. Auch Stellen sollen eingespart werden. Krankenhausleitung spricht dagegen von Sanierungsprogramm.

„Uns wurde die Pistole auf die Brust gesetzt und mit Insolvenz gedroht, wenn wir nicht auf Lohn verzichten, ist das Krankenhaus im nächsten Jahr pleite. Das ist ja wie bei Opel oder Schlecker“: Viele empörte Mitarbeiter-Reaktionen wie diese erreichten unsere Redaktion nach dem Bericht über die Krisenlage im Rheinhausener Johanniter-Krankenhaus vom Mittwoch. Auch von erheblichem Personalabbau berichten Beschäftigte. Und Rheinhausen fürchtet um den Bestand des Vor-Ort-Krankenhauses. Die vorweihnachtliche Stimmung in dem christlichen Johanniter-Haus ist ziemlich hinüber.

Was Martin Windmann, Geschäftsführer der Berliner Johanniter-Trägergesellschaft, als ungeschminkte und ehrliche Wahrheit bezeichnet und beteuert, die Karten auf den Tisch zu legen, um den Mitarbeitern die Notlage des Krankenhauses darzustellen, kam bei vielen Beschäftigten als Drohung und Erpressung an: Die rund 300 Mitarbeiter, die nach Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt werden, sollen wie berichtet freiwillig auf vier Prozent Lohn und die Hälfte der Weihnachts-/Urlaubsgeld-Sonderzahlungen verzichten, um zur Rettung des Krankenhauses beizutragen.

Auch interessant

Johanniter Krankenhaus in Duisburg Rheinhausen.jpg
Von Oliver Schmeer und Willi Mohrs

Den anderen 400 Beschäftigten im Diakonie-Tarifvertrag kann das Gehalt in wirtschaftlichen Krisenzeiten ohnehin gekürzt werden. Nach rechtskräftigen Urteilen muss das Krankenhaus TVÖD-Beschäftigten auch Nachzahlungen und neue Tarife zahlen. Auf Nachzahlungen vor 2014 sollen sie verzichten.

Personalabbau gehört zu Sanierungsprogramm

Zorn und Angst unter den Mitarbeitern sind groß. Die unterschiedliche Tarifzuordnung innerhalb eines Hauses, selbst auf ein und der selben Station, macht es nicht leichter. Es gibt aber auch Kritik an der Mitarbeitervertretung: Und daran, dass das Krankenhaus über die letzten Jahre mit ständig wechselnden Geschäftsführern in die Krise gesteuert wurde. Beleg dafür: Schon seit drei Jahren schreibt das Krankenhaus rote Zahlen – trotz steigender Patientenzahlen. In diesem Jahr sind es drei Millionen Euro Miese. Der Berliner Chef-Geschäftsführer und der neue Rheinhausener Geschäftsführer Klemens Kemper sollen auf den Betriebsversammlungen am Montag auch Fehler der Vergangenheit eingeräumt haben.

Verdi-Sekretär Harald Hüskes weiß, dass die Gewerkschaft für etliche Mitglieder Geltendmachungen auf Zahlungen gestellt hat und sich andere Krankenkaus-Mitarbeiter anwaltlichen Rat geholt haben und den Klageweg gehen wollen. Hüskes: „Es ist immer das Gleiche, man will an das Geld der Beschäftigten.“

Die Krankenhausleitung spricht dagegen von einem Sanierungsprogramm, mit dem das Ruder herumgerissen werden und korrigiert werden soll, was falsch lief und entschieden wurde. Windmann bestätigt, dass dazu auch Personalabbau gehört. Zeitverträge werden nicht verlängert; Neueinstellungen in der Probezeit gekündigt, Mitarbeiter frühzeitiger die Rente angeboten. Das Volumen von rund 30 Vollzeitkräften hat die Krankenhausleitung im Visier.