Duisburg. . Das Rheinhausener Johanniter-Hospital schreibt rote Zahlen und startet ein hartes Sanierungs- und Sparprogramm. Die Mitarbeiter sollen auf vier Prozent Lohn verzichten. Sonderzahlungen sollen halbiert werden. Der neue Geschäftsführer kommt aus der Berliner Zentrale.
Das Rheinhausener Johanniter-Krankenhaus muss sich als „Kassenpatient“ selbst heilen: Es schreibt rote Zahlen und startet ein hartes Sanierungs- und Sparprogramm. Dazu gehört, dass Mitarbeiter schon ab Dezember auf Lohn und Sonderzahlungen verzichten müssen.
Am Montag wurden die Mitarbeiter auf einer Betriebsversammlung informiert. Die leitete der neue Geschäftsführer Dr. Martin Windmann. Er ist der vierte Geschäftsführer binnen weniger Jahre. Die Berliner Johanniter Träger GmbH mit 14 Krankenhäusern bundesweit schickte damit gleich einen ihrer drei Hauptgeschäftsführer zum Krisenjob an den Rhein. Einer der Kernpunkte des Sparkurses sind Lohnsenkungen um vier Prozent.
Mithilfe für die Rettung des Krankenhauses
Rund 740 Mitarbeiter zählt das Krankenhaus. Während bei den Beschäftigten nach dem Tarifvertrag AVR.DD für Einrichtungen der Diakonie Lohnkürzungen in wirtschaftlichen Krisenzeiten tariflich möglich sind, müssten sie bei den Mitarbeitern, die analog zum Öffentlichen Dienst (TVÖD) bezahlt werden, freiwillig erfolgen. „Für die Rettung des Krankenhauses brauchen wir auch Ihre Mithilfe“, heißt es in einem Informationsblatt der Geschäftsführung an die betroffene Belegschaft. Die Mitarbeiter sollen einen „ebenso wertvollen wie unverzichtbaren Beitrag zur Sanierung des Hauses leisten“ und in die Dienstverträge der Diakonie wechseln. Dabei würde dann auch die Sonderzahlung Weihnachts-/Urlaubsgeld halbiert werden.
Zugleich will der kirchliche Träger alle Sachkosten in dem 350-Betten-Haus auf den Prüfstand stellen und sämtliche Abläufe hinterfragen. So soll die Krankenhaus-Apotheke ausgegliedert werden. „Das Grundproblem ist eine Unterfinanzierung des Systems. Die Kosten, wie steigende Personal- und Energiekosten, werden nur zu einem Teil von den Kostenträgern ersetzt. Da haben es dann kleine Häuser besonders schwer“, erläutert Regina Villavicencio, Pressesprecherin der Berliner Johanniter.
"Dem Haus geht es nicht gut"
Das Rheinhausener Krankenhaus war deshalb 2007 eine Kooperation mit dem Ev. Bethesda-Krankenhaus in Hochfeld eingegangen, die allerdings nach zwei Jahren wieder aufgelöst wurde. „Dem Haus geht es nicht gut. Das sieht man schon, wenn man reingeht“, so eine besorgte Mitarbeiterin. Das Johanniter-Krankenhaus im Volkspark gilt als linksrheinisches Stadtteil-Krankenhaus, das aber u.a. mit der Kardiologie auch regionale Bedeutung hat.
Ziel ist es nun, dass das Krankenhaus wieder schwarze Zahlen schreibt. „Die gute medizinische Versorgung der Patienten in Rheinhausen soll weiter erhalten bleiben“, betont Villavicencio. Dazu arbeite man mit der Mitarbeitervertretung einen Maßnahmenplan aus. Ohne Einschnitte bei den Personalkosten gehe es dabei nicht.
Johanniter-Chef: Schwarze Zahlen schon 2015 möglich
„Wir brauchen jetzt die Hilfe der Mitarbeiter“, erläuterte Johanniter-Geschäftsführer Dr. Martin Windmann seine Pläne, das Rheinhausener Krankenhaus aus den roten Zahlen zu bringen, die für 2014 in Höhe von drei Millionen Euro erwartet werden. Mehrere Jahre hintereinander habe es bereits Verluste gegeben.
Und das trotz einer überdurchschnittlichen Zunahme der Fälle (+ 3,5 %). „Das ist eine tolle Leistung der Kollegen vor Ort“, lobt Windmann, der aber auch betont, dass im heutigen Gesundheitssystem die erwartete Qualität nicht honoriert wird.
Neben Kostenminderung setzt Windmann auch auf Erlössteigerung: „Wir wollen in Medizin investieren.“ Ausgebaut werden sollen Geriatrie und Palliativmedizin. Auf der anderen Seite will er sich die Kosten genau ansehen, beispielsweise die Stromlieferverträge. Die Apothekenversorgung soll das Johanniter-Haus in Mönchengladbach übernehmen, den Mitarbeitern werden dort Arbeitsplätze angeboten. Betriebsbedingte Kündigungen werde es „auf keinen Fall“ geben und auch keine Schließungen von Klinikbereichen. Auch Fusionen schließt Windmann aus. Die Klinik in Rheinhausen solle ein Johanniter-Krankenhaus bleiben.
300 Mitarbeiter sollen freiwillig auf Einkünfte verzichten
Etwa 300 Mitarbeiter unterlägen derzeit dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst, die freiwillig auf Einkünfte verzichten sollen. „Ich kann sie nicht zwingen“, sagt der Geschäftsführer. Sein Appell an die langjährigen Belegschaftsmitglieder: „Glaubt uns bitte.“ Dabei geht Windmann von zügigen Erfolgen auf dem Weg zu schwarzen Zahlen aus: „Aus meiner Sicht wird es schon im nächsten Jahr funktionieren.“