Duisburg. Der Duisburger Rainer Wingenter hat lange für sein Traumauto kämpfen müssen. Heute genießt er die Touren mit seinem Oldtimer nun umso mehr. Wingenter fährt einen weißen Morgan 4/4 (4 Räder/4 Zylinder) aus dem 1974. Vor fünf Jahren hat er den Wagen teilrestauriert.
Was hat Rainer Wingenter nicht schon für schöne alte Schätzchen besessen. Mit 30 die ersten BMW-Motorräder, später einen MG A oder auch einen Porsche 914. „Doch irgendwann habe ich mir endlich das Auto gekauft, von dem ich immer geträumt habe.“ Einen weißen Morgan 4/4 (4 Räder/4 Zylinder), Baujahr 1976. Allerdings hat der Hochemmericher lange für sein ultimatives „Männerauto“ kämpfen müssen. Als er 2000 bei seiner Internetrecherche auf jenen Morgan mit dem Karosserieaufbau aus Eschenholz stößt und beim Besitzer in Berlin anruft, will der plötzlich nicht mehr verkaufen. Ein Jahr lang ruft Wingenter immer wieder an, bis sich der Berliner doch erweichen lässt.
„Der Wagen war fahrbereit, viel musste ich nicht zunächst machen. Vor fünf Jahren habe ich ihn aber doch zumindest teilrestauriert“, erzählt der 65-Jährige. Weil er damals noch nicht Rentner und als Selbstständiger beruflich stark eingespannt ist, dauert es zweieinhalb Jahre, bis er das Auto wieder flott machen kann. „Ich hab’ eine kleine Hebebühne und einen Freund in Aschaffenburg, der alte englische Fahrzeuge restauriert und mir bis heute gute Tipps geben kann.“
Weiter alte Schätzchen gesucht
In unserer Serie stellen wir in loser Folge Menschen und ihre alten Schätzchen mit zwei oder mehr Rädern vor, die noch auf Duisburgs Straßen unterwegs sind. Alle Folgen gibt es unter waz.de/alte-schaetzchen.
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Ein bisschen verändert hat Wingenter den Morgan schon. Zu seinem Vorteil. Der Boden etwa ist nicht mehr aus Holz, sondern aus Aluminium. Das Armaturenbrett aus edlem Wurzelmaserholz hat er ebenso nachträglich eingebaut wie die MIG-29-Borduhr aus jenem russischen Kampfjet, die er sich einfach mal bei Ebay gegönnt hat.
Wieviele Vorbesitzer das alte Schätzchen hat, kann der Hochemmericher nicht sagen. Dass der Wagen Ende der 80er Jahre immerhin mal von einem späteren NRW-Staatssekretär gefahren worden ist, habe er bei seiner Recherche allerdings herausfinden können. Seit fast 15 Jahren sorgt der 65-Jährige mit dem Morgan nun selbst für Aufsehen. „Bisher gab es durchweg positive Reaktionen“, sagt er. „Vom freundlichen Winken bis breiten Grinsen ist alles dabei – quer durch alle Altersschichten.“
Das Rosamunde-Pilcher- und das Auto-Gefühl
In der Regel fährt er mit seiner Frau Christa gemütlich am Niederrhein entlang. Schneller als 120 km/h ist Wingenter mit dem 86 PS starken Oldtimer nicht unterwegs. „Sonst fühlt es sich wie Kreuzen beim Segeln an“, erzählt er schmunzelnd. „Die Vorderachsenkonstruktion stammt ja noch aus den 30er Jahren. Das entspricht nicht gerade den heutigen Vorstellungen vom Geradeausfahren.“
Die letzte größere Tour hat ihn 2012 zum Treffen der Morgan-Enthusiasten nach Tirol geführt. Wovon der 65-Jährige noch träumt, ist eine Fahrt zum Morgan-Werk im englischen Malvern und ein Trip nach Cornwall. „Meine Frau hat dann das Rosamunde-Pilcher- und ich das Auto-Gefühl . . .“