Duisburg. . Beethovens Sinfonie erklingt nach 15 Jahren wieder bei einem städtischen Sinfoniekonzert. Das Theater am Marientor war zweimal restlos ausverkauft.
15 Jahre ist es her, dass Beethovens „Neunte“ zum letzten Mal in einem städtischen Sinfoniekonzert in Duisburg erklungen ist. Damals fegte Bruno Weil mit schwungvoller Frische jeden romantisierenden Anflug aus der Partitur und ebnete den Weg zu einem nüchterneren Beethoven-Bild. Angesichts der ideologischen Überfrachtung gerade dieser Symphonie im Umfeld des Mauerfalls und einer gar nicht so einträchtigen Europa-Politik war und ist das auch bitter nötig. Es gibt nicht viele Werke, die als Werbeträger einer globalen Friedens-Utopie so schamlos ausgenutzt wurden und werden wie die „Neunte“.
Der Popularität schadet das alles nicht, ebenso wenig wie die formalen Probleme der immer noch rätselhaften Symphonie. Das Theater am Marientor war an beiden Abenden bis auf den letzten Platz besetzt, als Giordano Bellincampi im Rahmen des 4. Philharmonischen Konzerts diese gewaltige Aufgabe stemmte. Auch er fiel nicht in alte Gleise zurück und marschierte recht flott, ohne Pathos und mystische Nebelschwaden durch die vier Sätze.
Bei aller Straffheit etwas matt
Das bekam dem Scherzo besonders gut. Vor allem der problematische Schlusssatz blieb dadurch von dröhnender Opulenz verschont. Selbst in den banal lärmenden Höhepunkten wurde der durch den Kölner „Chorus Musicus“ verstärkte Philharmonische Chor nicht zu übermäßigem Gebrüll animiert. Und auch das prominent besetzte Solistenquartett bot eine recht homogene Leistung, wobei sich die Mezzosopranistin Elena Batoukova-Kerl ein wenig zu stark zurückhielt. Sylvia Hamvasi (Sopran), Torsten Kerl (Tenor) und John Lundgren (Bass) ließen dagegen mit ihren unbequemen Partien keinen Wunsch offen.
Trotz der straffen Führung Bellincampis kam es allerdings im Kopfsatz zu klanglichen Verdickungen, die einem transparenten Klangbild im Wege standen. Und die magische Entwicklung des Hauptthemas fiel erstaunlich matt aus. Schade auch, dass sich Bellincampi im langsamen Satz, dem „Adagio con molto cantabile“, zu einseitig auf die melodische Linienführung konzentrierte. Ein Schleier leichter Unruhe verhinderte die visionäre Botschaft eines friedlichen Zustands, in dem die Zeit stehenzubleiben scheint.
Trotz einiger Einwände ist nicht zuletzt dem Einsatz der vorzüglichen Duisburger Philharmoniker zu verdanken, dass sich das Publikum über eine insgesamt hochwertige Interpretation eines Werks freuen durfte, das erstaunlich lange nicht in Duisburg zu hören gewesen ist. Das Publikum bedankte sich mit begeistertem Beifall bei allen Beteiligten.