Duisburg. . Bei Ehepartnern nennt man so eine lange Verbundenheit Goldhochzeit: Die Philharmoniker hatten ihre treuesten Abonnenten zu Kaffee und Kuchen ins Duisburger Theater eingeladen. Über 20 von ihnen besuchen seit mehr als 50 Jahren ohne Unterbrechung die Konzerte.

Christel und Friedel Dörnmann haben ihre Abonnements schon länger als sie verheiratet sind. Da stellt sich die Frage, ob sie sich auch in einem Konzert kennengelernt haben? Nein, haben sie nicht. Wäre aber ein schöner Zufall gewesen... Seit 52 Jahren besuchen sie die Philharmonischen Konzerte und die Kammerkonzerte – ohne Unterbrechung, egal ob in der Mercatorhalle oder im Theater am Marientor oder wohin es die Freunde klassischer Musik in Duisburg auch gerade verschlägt.

Fürs Kleinkind wurde früher ein Babysitter engagiert. Christel Dörnmann gesteht: „Manchmal hatten wir ja keine Lust, sind dann aber doch gefahren – und haben hinterher fast immer gesagt: Ein Glück, dass wir da waren, es war ein schönes Konzert.“

Insgesamt gibt es 20 Abonnenten, die seit 50 und mehr Jahren dabei sind und als Dankeschön gestern zu Kaffee und Kuchen ins Opernfoyer eingeladen worden waren. Die Treusten der Treuen also, denn immerhin 72 Abonnenten zählt die Liste derjenigen, die schon mehr als 40 Jahre den Duisburger Philharmonikern lauschen.

Meisten Abonnenten sind seit ihrer Kindheit Musikfans

„50 Jahre – das wäre bei Eheleuten schon die Goldhochzeit“, sagte Theaterleiterin Karoline Hoell bei der Begrüßung. Beim anschließenden Gespräch fragt sie nach dem Interesse fürs Sprechtheater und erfährt, dass die Musikfreunde auch dafür offen sind. Sie wünschen sich gutes, klassisches Theater, das modern, aber schlüssig inszeniert werden sollte. Und kommen auf Holk Freytags „Minna“ am Moerser Schlosstheater. Das sei schockierend, aber gut gewesen. „Inszenierungen müssen intelligent herausfordern.“

Die meisten Abonnenten haben ihre Liebe zur Musik schon in Kindertagen entdeckt. Aber es geht auch anders: Eine Frau berichtet, sie habe nur Schlager gehört, bis ihr eine Freundin eine Opernkarte schenkte. Beethovens „Fidelio“, eigentlich zu schwierige Musik für Klassik-Anfänger, habe sie wegen der Geschichte zu Tränen gerührt. Seither ist sie „infiziert“.

Fragen nach jedem Konzert

Theater-Erinnerungen werden an diesem Nachmittag natürlich ausgetauscht („Da gab es den 4. Rang noch“), aber auch andere Gemeinsamkeiten entdecken einige ältere Damen: „Waren Sie im Krieg auch in Schwäbisch-Hall?“

Man erinnert sich an Opern-Inszenierungen zum Beispiel von Jean-Pierre Ponnell. Und es wird über die Komponisten gesprochen, die man besonders schätzt: Mozart, Wagner – oder doch Verdi?

Wie aufmerksam das Publikum ist, erfährt Philharmoniker-Intendant Dr. Alfred Wendel. Beim Kammerkonzert sei die angekündigte Cellistin ein Mann gewesen, sagt Friedel Dörnmann: „Ich habe immer Fragen, wenn ich aus dem Konzert komme.“ Die Antworten sucht er am nächsten Morgen im Internet.