Duisburg. . Lkw in Wohnstraßen, zugemüllte Wiesen und Fahrer, die ihre Notdurft im Freien verrichten. “Rheinhausen steht vor einem Verkehrskollaps“ sagen die Manager der Wohnungsbaugenossenschaften im Stadtteil. Sie mahnen Stadt, Duisport und Industrie zum Konsens zwischen Wohnen und Arbeiten zurückzukehren.
Dietmar Vornweg und Volker Seemann sehen das Rheinhauser Logistikzentrum Logport I und III wie die meisten Mitbürger: Als Erfolgsgeschichte. Die Geschäftsführer der Wohnungsgenossenschaften Bauverein Rheinhausen und Gemeinnütziger Spar- und Bauverein Friemersheim sehen, dass rund 4000 Arbeitsplätze geschaffen und sich Dutzende namhafte Logistikunternehmen aus dem In - und Ausland ansiedelten.
Genossenschafts-Manager sprechen von "Wild West" auf den Straßen
Doch jetzt kritisieren Vornweg und Seemann massiv die „Neben- und Wechselwirkungen“ der beiden Rheinhauser Logistikzentren. Die beiden Genossenschaftsmanager sehen den früheren, bewährten Konsens zwischen Wohnen und Arbeiten in Rheinhausen in Gefahr. In einem gemeinsamen Aufruf plädieren Vornweg und Seemann für ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen Wohnen und Arbeiten in Berg- und Friemersheim, Hochemmerich und Asterlagen. Der Appell richtet sich neben der Bevölkerung vor allem an die Stadtverwaltung, den Logport-Betreiber Duisport und an die Firmen auf Logport.
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Vornweg und Seemann ergriffen jetzt die Initiative, um die Klagen aus der Rheinhauser Bevölkerung auf- und ernst zu nehmen: Über immer mehr Laster, die auf dem Weg zum und vom Logport Schleichwege und Abkürzungen fahren, dabei auf zahlreichen Straßen den Belag ramponieren, über Fahrer, die ihre Notdurft in freier Landschaft verrichten, Grüngelände zumüllen, da wo andere spazieren, über Lkw, die dort parken, wo sie nicht hingehören. „Im Moment geht es doch hier in Rheinhausen zu wie im Wilden Westen“, bringt Vornweg seine Kritik auf den Punkt. „Dabei wird der Logistikverkehr noch zunehmen.“ Vornweg und Seemann warnen schon jetzt vor einem „Verkehrskollaps“ und fordern ein Verkehrslenkungskonzept für den Stadtteil.
Fehlende Transparenz bei Ansiedlung von Gefahrgutlager
Früher, erinnern Vornweg und Seemann, habe es in Rheinhausen mal einen „Generationenvertrag zwischen der Verträglichkeit von unmittelbarer Nähe zur Arbeitsstätte und Wohnung gegeben.“ Dieser Ausgleich sei durch „die Schließung des Rheinhauser Stahlwerks und des Entzuges Krupp’scher sozialer Verantwortung für den Standort stillschweigend beendet“ worden. Mit dem Ausbau von Logport I habe es „erste Verwerfungen des historischen Gleichgewichts zwischen Wohnen und Arbeiten gegeben.“ Die logistische Frage „Wie komme ich zu Logport I? wurde durch die Kraft des Stärkeren in archaischer Art und Weise auf den Straßen gelöst - wer legt sich schon gerne mit einem 40-Tonner an?“
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Heute habe sich zwar die Lage teilweise verbessert, nicht zuletzt durch den tatkräftigen Einsatz beider Genossenschaften. Vornweg und Seemann erinnern an die ausgeschilderten Lkw-Fahrverbote in Hochemmerich und Friemersheim. Doch der tatsächliche Druck auf die Wohnstandorte nehme seit Jahren beständig zu. Dann kommen die Verfasser zu ihrer Hauptkritik: „Gleichzeitig nimmt die Bereitschaft in dramatischer Art und Weise ab, industrielle Standortentscheidungen frühzeitig und transparent mit den betroffenen Bürger zu erörtern und gemeinsame Kompromisse zu suchen.“ Die geplante Ansiedlung des Talke-Gefahrstofflagers ist für die Manager nur ein Beispiel von vielen.
„Einseitigen Industrie-Interessen wird nicht Einhalt geboten“
Dietmar Vornweg und Volker Seemann rufen auch im Namen Mitglieder ihrer Bauvereine Industrie und Duisport/Hafag auf, gemeinsam mit den Unternehmen am Standort Rheinhausen wieder einen Konsens zwischen Wohnen und Arbeiten zu finden. Ihr Appell richtet sich auch an die Stadt Duisburg: „Die Kommune scheint unter der Verlockung der Schaffung von Arbeitsplätzen nicht gewillt, den einseitigen Industrieinteressen Einhalt zu gebieten. Die Begleiterscheinungen nimmt man billigend in Kauf.“