Duisburg. Ein Unterstützer der Salafisten-Bewegung “Siegel der Propheten“ gibt vor, im Duisburger Norden von einer Gruppe Jesiden überfallen worden zu sein. Die radikalen Islamisten geben auch den Medien die Schuld für diesen Vorfall. Der ist nach Ermittlungen der Polizei aber vorgetäuscht und nie passiert.
"Jesidische Bande richtet 20-Jährigen brutal zu" haben die Anhänger der bundesweit aktiven Bewegung "Siegel der Propheten" auf ihrer Internetseite getitelt. Auf dem zum Artikel gehörenden martialisch wirkendem, unscharfen Bild ist ein junger Mann mit blutiger Nase zu sehen.
Abdullah nennt sich der junge Konvertit aus Dinslaken, der auf der Internetseite der Bewegung als Opfer einer brutalen Attacke dargestellt wird. Am Morgen des 14. Oktober soll sich der Vorfall auf den Straßen von Marxloh zugetragen haben. Er sei hinterrücks überfallen und geschlagen worden, schildert der 20-Jährige später in einem Video-Statement auf der Facebook-Seite.
Bislang keine polizeibekannten Zwischenfälle in Duisburg
Ein anonymer Anrufer meldet sich noch am selben Tag in der Redaktion, um auf den Angriff aufmerksam zu machen. Die Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Muslimen in Celle und Hamburg sind da gerade ein paar Tage alt, auch die Sicherheitsbehörden befürchten aufgrund des Krieges um die nordsyrische Stadt Kobane mögliche Übergriffe kurdischer und jesidischer Gruppen auf radikale Islamisten.
Auch die Duisburger Polizei ist alarmiert und nimmt sich nach dem Hinweis aus der Redaktion des Marxloher Falles an und leitet daraufhin ein Strafverfahren ein. Bislang hatte es in Duisburg noch keine gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Kurden oder Jesiden und Salafisten gegeben.
Junger Mann wollte sich wohl wichtig tun, sagt die Polizei
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Während die radikalen Islamisten von einem durch Medienhetze provozierten Angriff sprechen, haben die Ermittlungen des Staatsschutzes der Duisburger Polizei, der den Fall untersucht hat, gänzlich anderes ergeben: Es habe nie einen solchen Überfall gegeben, so die Sprecherin der Duisburger Polizei.
Der junge Dinslakener, der offenbar häufiger an Nasenbluten leide, habe sich damit wichtig machen wollen, haben die Polizisten, die den jungen Mann befragten, herausgefunden. Dafür wird jetzt gegen das angebliche Opfer selbst ermittelt: wegen Vortäuschens einer Straftat. Die Duisburger Bewegung selbst will nach eigenen Angaben selbst seit längerem keinen Kontakt zu dem Dinslakener gehabt haben. Man wolle die Vorwürfe der Polizei prüfen und in den kommenden Tagen eine Stellungnahme abgeben, sagte ein Vertreter der Redaktion auf Nachfrage.
In einer früheren Fassung des Textes haben wir versehentlich ein Bild der Lies!-Stiftung gezeigt, die jedoch mit dem genannten Vorfall nicht in Zusammenhang steht. Das haben wir mittlerweile ausgetauscht. Wir bitten um Entschuldigung.