Duisburg. Nach Auskunft des Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen wächst die gewaltbereite salafistische Szene in Deutschland rasant. Mit dem Präventionsprojekt “Wegweiser“ soll nun auch in Duisburg eine Anlaufstelle für Ausstiegswillige sowie für Angehörige, die Hilfe suchen geschaffen werden.
Auch Duisburg bekommt einen "Wegweiser": So heißt das Präventionsprojekt gegen Salafisten, das im März in Bochum, Bonn und Düsseldorf als Pilotprojekt an den Start gegangen ist und bereits jetzt als „wegweisend“ angesehen wird.
„Ziel ist es, den Einstieg junger Menschen in die gewaltbereite salafistische Szene zu verhindern“, erklärte NRW-Innenminister Ralf Jäger beim Projekt-Startschuss vor rund einem halben Jahr.
Die Probleme haben sich seither verschärft, immer mehr junge Menschen geraten in die Fänge von radikal-islamischen Predigern, manche gehen so weit, sich Terrorkämpfern in Syrien anzuschließen.
Inzwischen zähle die Szene in Deutschland weit über 6300 Menschen, sagte Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen am Wochenende in einem Radio-Interview. Nachweislich seien mindestens 450 junge Menschen in den „Heiligen Krieg“ nach Syrien und in den Irak gezogen. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung nannte sogar die Zahl von 1800.
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Das Projekt "Wegweiser" soll dem möglichst früh entgegen wirken, versteht sich als niederschwelliges Angebot. Hier können sich Eltern, Angehörige Lehrer, Sozialarbeiter und Jugendverbände informieren, wenn sie das Gefühl haben, dass ein junger Mensch abzugleiten droht in die gewaltbereite, radikale Szene.
Salafismus-Programm nicht auf Duisburg begrenzt
Aber auch Ausstiegswillige haben sich in Bonn, Bochum und Düsseldorf schon bei den Mitarbeitern von "Wegweiser" gemeldet, ob telefonisch über die Hotline oder persönlich im Büro. Die Arbeit ist vertraulich, Daten werden nicht heraus gegeben.
Das alles soll dezentral vor Ort geschehen, denn jeder Fall ist anders, individuelle Lösungen müssen her. Deshalb sollen die Wegweiser in ein Netzwerk eingebunden werden, das aus lokalen Vereinen und Initiativen besteht, auch die örtlichen Jugend- und Sozialämter, städtische Integrationsstellen sowie Vertreter der Sozialverbände, Moscheegemeinden, der Familienberatung, der Jobcenter und der Polizei gehören dazu.
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Vor allem den Moscheegemeinden wird eine große Bedeutung zugemessen. Denn die jungen Menschen suchen ja auch Antworten auf religiöse Fragen. Wer könnte da besser helfen als ein anderer Gläubiger.
Projekt auch für Kreis Wesel und Dinslaken
Fest steht bereits jetzt, dass das Duisburger Wegweiser-Projekt nicht nur auf das Stadtgebiet begrenzt ist, sondern auch im Kreis Wesel und in Dinslaken wirken soll. Denn gerade Dinslaken ist als "Salafisten-Hochburg" in die Schlagzeilen geraten.
Duisburg steht noch nicht in diesem Ruf. Aber die Betonung liegt auf „noch“. Niemand will die Augen vor der Tatsache verschließen, dass die Salafisten immer mehr Zulauf genießen.
Deshalb ist vor allem der Präventionsgedanke in Duisburg von entscheidender Bedeutung. Ende Oktober wollen die Akteure von „Netzwerk“ sich zum ersten Mal alle an einen Tisch setzen, um zu sehen, wie sie das Projekt praktisch auf die Beine stellen können.