Duisburg. . Am Freitag wurde bei der Duisburger Filmwoche „Der NSU-Prozess – das Protokoll des ersten Jahres“ von Soleen Yusef uraufgeführt. Vier Schauspieler lesen, was gesagt wurde vom Richter, von Anwälten, von Beklagten, Zeugen und Opfern der zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge.

Vier Schauspieler in einem Tonstudio, vor sich auf Notenständern Texte, aus denen sie lesen. Sie werden von den Kameras intensiv in den Blick genommen. Der Tontechniker ist kurz im Hintergrund zu sehen. Fast zwei Stunden dauert der Film „Der NSU-Prozess – das Protokoll des ersten Jahres“ von Soleen Yusef, der am Freitag bei der Filmwoche uraufgeführt wurde.

Die reduzierte Inszenierung, die Aufnahmen in Schwarz-Weiß-Optik: Nichts lenkt ab von den Protokollen des Prozesses, der am 6. Mai 2013 in München begann. Im Vorfeld hatte er für Empörung gesorgt, weil die Plätze für die Berichterstatter verlost wurden und türkische Medien leer ausgegangen waren. Drei Journalisten des Magazins der Süddeutsche Zeitung haben jeden Prozesstag protokolliert und verdichtet.

Film über NSU-Prozess für Youtube

Im Auftrag der SZ verfilmte Soleen Yusef diesen Stoff für Youtube. Dreieinhalb Wochen standen ihr zur Verfügung – für mehr als 500 Seiten Text. Ein Drehtag und zwei Kameras, geführt von der Regisseurin und Thorsten Wiemer, mussten reichen. „Was wagen wir uns?“ habe sie sich gefragt, wie sie am Freitag im Anschluss an die Aufführung sagte. „Für mich war es auch eine politische Aktion“, so die 1987 geborene Regisseurin.

Kalte Brutalität der Taten kommt zur Sprache

Der Film ist ein bedrückendes Dokument Zeitgeschichte. Die Schauspieler Franziska Benz, Judith Schlink, Johannes May und Thomas Zerck lesen mit wechselnden Rollen, was Richter und Anwälte, Polizisten und Gerichtsmediziner, Beklagte und Zeugen, die Hinterbliebenen der Opfer, die Eltern der mutmaßlichen Täter im Saal A 101 des Münchner Oberlandesgerichts gesagt haben.

Bekannt ist, dass Beate Zschäpe schweigt, Mitangeklagte reden. Junge Männer aus der rechten Szene, die Waffen und Pässe besorgt haben. Polizisten sahen die Täter nicht in der Neonazi-Szene, Nachbarn des Trios in Zwickau ist nichts besonderes aufgefallen. Zur Sprache kommen die kalte Brutalität der Taten, die zerstörten Leben der Hinterbliebenen, bei denen – wie bei den Opfern – ein krimineller Hintergrund vermutet wurde.

Zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge der NSU

Deutlich wird, wie mühsam die gerichtliche Aufarbeitung dieser zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge ist. Der Film hat einen Zwischenstand gezeigt. Am Freitag wurde gemeldet, dass in Dortmund nach Helfern für den Mord an Mehmet Kubasik gesucht wird.