Duisburg. Zur Eröffnung der 38. Duisburger Filmwoche ging der Blick nach Dortmund. „Göttliche Lage“ beleuchtet den Wandel einer Industriebrache im Stadtteil Hörde, wo ein Hüttenwerk stand. Die Filme des Festivals werden auch in anderen Ruhrgebietsstädten gezeigt - und sind schon teilweise ausverkauft.

Vor zwei Jahren blickte die Duisburger Filmwoche zum Auftakt nach Hüttenheim. „Stahlbrammen und Pfirsiche“ zeigte Leben und Arbeit am und im Hüttenwerk Krupp-Mannesmann. In diesem Jahr ging es zur Eröffnung der Filmwoche am Montagabend im Filmforum am Dellplatz wieder um Stahl – allerdings erkalteten: 2001 wurde das Stahlwerk Phoenix-Ost im Dortmunder Stadtteil Hörde stillgelegt und Teile der Anlagen nach China transportiert. Der Film „Göttliche Lage – eine Stadt erfindet sich neu“ von Ulrike Franke und Michael Loeken verfolgt, wie auf dem riesigen Werksgelände der Phoenix-See mit Hafen, Inseln und Wohnbebauung entstanden ist.

Der Blick der Filmemacher, die ohne eingesprochene Texte auskommen, gilt auch hier vor allem den Menschen. Zu Wort kommen Projektplaner und Marketingstrategen, die Kiosk-Besitzerin und der Vorsitzende des Hörder Heimatvereins, der um den Verbleib der Thomas-Birne ringt, der Besitzer eines der alten, herunter gekommenen Gründerzeithäuser, die neuen Bauherren aus der Toscana- oder Bauhausfraktion, der Polizist, der hier auch Sozialarbeiter ist – und die Rentner, die herrlich lästern über Phoenix früher und heute. Deutlich wird darüber hinaus die Faszination für glühenden Stahl, Baumaschinen und Bagger-Ballett. Ein unterhaltsamer Film, der mit viel Ironie auf das Industriebrachen-Problem schaut, um dessen Lösung vielerorts im Ruhrgebiet gerungen wird.

„Festival ist jung geblieben“

„Ein Markenzeichen für engagierte und erfolgreiche Kulturarbeit“ nannte Kulturdezernent Thomas Krützberg das Dokumentarfilmfestival. Dass „doxs!“, das Parallelfestival für Kinder und Jugendliche, jetzt erstmals Filme schon für Vier- bis Sechsjährige im Programm habe, freue ihn besonders.

Staatssekretär Bernd Neuendorf, der für das Land als wichtigsten Förderer sprach, gratulierte Werner Ruzicka zum 30-Jährigen als Festivalleiter. Viele Autoren seien inzwischen jünger als die Filmwoche; das zeige, dass das Festival jung geblieben sei. Ruzicka verzichtete auf einen Rückblick, als „Werkbank und Werkstatt“ habe die Filmwoche neue Stile und Schulen des künstlerischen Dokumentarfilms in die Öffentlichkeit getragen. Er habe den Eindruck, die Szene sei „freier, offener und entschiedener“ geworden, so Ruzicka. Doxs!-Leiterin Gudrun Sommer kann zur Eröffnung der 13. Ausgabe über wachsenden Erfolg berichten: Die 28 Filme des Programms werden auch in Bochum, Dinslaken, Dortmund und Essen gezeigt. „Sie sind an allen Standorten so gut wie ausverkauft.“