Duisburg. In Duisburg wird es keine Öko-Projekte mit Stromgewinnung aus Wind und Wasser geben. Die Stadtwerke haben jetzt ihre Projekte für ein Wasserkraftwerk und für zwei Windkrafträder in Mündelheim am Rhein gestoppt. Dafür gibt es auch technische Gründe. Aber vor allem rechnen sich die Kraftwerke nicht.
„Wir machen nur noch, was sich rechnet“, hat Stadtwerke-Chef Marcus Wittig schon vor einem Jahr als Losung für Duisburgs Energieversorger ausgegeben. Die branchenweite Energiewende auf dem Weg zu erneuerbaren Energien hat nun ihre besondere(n) Duisburger Note und Nöte: Die Stadtwerke stoppen ihre beiden Wind- und Wasser-Projekte. Das geplante Wasserkraftwerk am Ruhrwerk in Kaßlerfeld wird definitiv nicht gebaut und auch die beiden Windkrafträder auf den Mündelheimer Rheinwiesen werden sich wohl nie drehen.
Es ist der Stadtwerke-Technikvorstand Christof Schifferings, der das Aus für Wind und Wasser verkündet: „Besonders mit Hinblick auf die aktuelle wirtschaftliche Situation des Unternehmens können wir uns risikoreiche Anlagen schlichtweg nicht leisten.“ Wegen seiner geografischen Lage gebe es in Duisburg kaum Möglichkeiten, regenerative Energien betriebswirtschaftlich zu nutzen, so Schifferings weiter. Gemeinschaftsprojekte außerhalb Duisburgs will das kommunale Energieunternehmen aber weiterhin prüfen.
Wasserkraftwerk hätte Stadtwerke Duisburg zehn Millionen Euro gekostet
Doch für Prestige-Objekte und Wunschkonzerte bei erneuerbaren Energien vor Ort haben die Stadtwerke kein Geld, hat Stadtwerke-Chef Wittig klar gemacht, wenn schon mit konventioneller Energieerzeugung derzeit wegen der Marktpreise durch die Bevorzugung der erneuerbaren Energie in den beiden Heizkraftwerken in Hochfeld und Wanheim buchstäblich Geld verbrannt wird. Zugleich kämpfen sich die Stadtwerke seit 2012 durch ihr millionenschweres Spar- und Reformprogramm, das den städtischen Energieversorger nach Gewinneinbrüchen von 30 Millionen Euro wieder auf die Spur bringen soll.
Notbremse gezogen
Wer über 100 Arbeitsplätze abbaut und sich und seinen Mitarbeitern eine Radikalkur verordnet, der kann nicht 20 Millionen Euro in die vermeintlich heile Welt ökologischer Prestigeobjekte investieren. Also ziehen die Stadtwerke die Bremse und stoppen ihre risikoträchtigen Wind- und Wasser-Projekte. Es ist mehr als grotesk, dass ausgerechnet der eilends verordnete Vorzug der erneuerbaren Energien stromproduzierende Stadtwerke wie den Duisburger Versorger in die Krise drängt. Wirtschaftliche Risiken können sich die Stadtwerke nicht leisten, sie haben schon genug Sorgen mit ihren bestehenden Kraftwerken. Oliver Schmeer
Allein zehn Millionen Euro hätten die Stadtwerke in den Bau eines Wasserkraftwerkes in dem Kaßlerfelder Ruhrwehr investieren müssen. Zwei Turbinen hätten mit einer Leistung von 2,5 Megawatt Strom für gerade mal 2850 Haushalte produziert. Das Projekt stockte, weil die zuständigen Behörden der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung nicht garantieren konnten, dass das Wehr die nächsten 20 Jahre standfest steht und nutzbar ist. „Wir hätten das Wasserkraftwerk gerne gebaut“, so Schifferings. Aber es birgt zu viele betriebswirtschaftliche Risiken, eben auch wegen der Bedingungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Seit langem wird Stadtwerke-Chef Wittig nicht müde, vom Bund eine Kurskorrektur für die heimischen Stromproduzenten zu fordern.
Reißleine auch bei dem Projekt Windkraft gezogen
Ebenfalls zehn Millionen Euro hätten die beiden Windkrafträder im Mündelheimer Rheinvorland gekostet, die 15 Millionen Kilowattstunden für 4000 Haushalte produzieren sollten. Die Stadtwerke hatten schon Zeit und Geld in die Planungen gesteckt. Zwischenzeitlich glaubte man auch, die behördlichen Hürden und das Nein der Flugsicherung wegen der Nähe zum Düsseldorfer Funkdrehfeuers des Flughafens überwinden zu können. Jetzt zieht man die Reißleine.