Castrop-Rauxel. . Die provozierenden Plakate gegen eine Familie im Stadtteil Schwerin seien traurige Beispiele dafür, wie präsent Ausländerfeindlichkeit in Castrop-Rauxel sei - das sagt die Integrationsbeauftragte der Stadt, Ayla Dalkilinc. Nach einem Jahr im Amt ist sie sich sicher: „Es gibt also noch viel zu tun.“
Schlimm nennt die Integrationsbeauftragte Ayla Dalkilinc den Streit zweier Familien auf Schwerin. Weil es eben viel mehr ist als ein Dauer-Zwist unter Nachbarn. Weil Familie I. seit Wochen die hasserfüllten ausländerfeindlichen Sprüche des Nachbarn ertragen muss.
Leider, sagt die Integrationsbeauftragte, gebe es solche Fälle von Ausländerfeindlichkeit immer mal wieder. Auch in Castrop-Rauxel. Aber immerhin: „Die Familie I. hat die Sache öffentlich gemacht, hat sich auch an die Polizei gewandt.“ Ein richtiger Schritt, wie Ayla Dalkilinc betont. Denn nur all zu häufig würden Menschen mit fremden Wurzeln solche Anfeindungen still ertragen, statt den Mut aufzubringen, auf ihre Situation aufmerksam zu machen. „Aber es gibt zum Glück auch viele positive Beispiele, wo das Zusammenleben von Menschen verschiedener Nationen ganz selbstverständlich ist“, betont Dalkilinc. Sie muss es wissen – seit genau einem Jahr arbeitet die junge Frau als Integrationsbeauftragte in der Europastadt.
Wirtschaft soll sich aktiv um Migranten bemühen
Zwölf Monate, in denen sie sich nicht nur in die neue Aufgabe eingearbeitet und Kontakte geknüpft hat. Nein, sie hat auch bereits klare Schwerpunkte gesetzt, basierend auf den Daten, Zahlen und Fakten, die beim Monitoring zum Thema Integration herausgearbeitet wurden. Eine Analyse, mit der schon ihre Vorgängerin im Amt begonnen hatte.
Konsequent hat Ayla Dalkilinc dem Werk weitere Aspekte hinzu gefügt. Ein Beispiel: Die Migranten-Ökonomie. Ein Bereich, zu dem es in Castrop-Rauxel überhaupt keine Zahlen gab. „Dabei gehören 40 Prozent der im Jahr 2011 gegründeten Firmen Bürgern mit Migrationshintergrund“, so die Integrationsbeauftragte. Dalkilinc hat die Unternehmer zu Gesprächen eingeladen, hat ihnen Kontakte ermöglicht und will sie auch weiterhin beim Knüpfen eines soliden Netzwerkes begleiten. „Ein Unding“, wundert sich die junge Frau, „dass dieser für Castrop-Rauxel so wichtige Wirtschaftsaspekt so lange im Verborgenen stattfand. Ja, manchmal sogar immer noch belächelt wird.“ Dabei seien die Zeiten, wo sich eine türkische Familie höchstens mal mit einer Döner-Bude oder einem kleinen Lebensmittelgeschäft selbstständig gemacht hätten, schon lange vorbei. Praxen, gastronomische Betriebe, Unternehmensberatungen seien da ebenfalls zu nennen, listet sie nur einige Beispiele auf. Ein nächstes Treffen der Unternehmer mit Migrationshintergrund ist auch bereits geplant: Es soll am 26. April ab 19 Uhr im Riad stattfinden. Auch deutsche Unternehmen, betont Ayla Dalkilinc, sind herzlich eingeladen (Anmeldungen in ihrem Büro unter 106-2189).
Mehr Auszubildende mit Migrationshintergrund
Welchen weiteren Schwerpunkt in ihrer Arbeit Ayla Dalkilinc setzen will, ist übrigens noch offen. „Darüber wollen wir gemeinsam im nächsten Integrationsrat reden“, erklärt sie. „Schließlich soll es ein Themenfeld sein, dass den Menschen wichtig ist.“
Einige andere Aspekte hat Ayla Dalkilinc davon unabhängig aber schon im Blick: Die beiden neuen Städtepartnerschaften mit Griechenland und der Türkei gilt es weiter auf den Weg zu bringen. Da die Stadtfinanzen mehr als knapp sind, soll das mit Hilfe eines Vereins geschehen. Die nächste Interkulturelle Woche muss außerdem geplant werden.
Ganz wichtig ist Dalkilinc auch die „interkulturelle Öffnung der Stadtverwaltung“. Hier, sagt sie, gibt es viel zu wenig Azubis mit Migrationshintergrund. „Dass soll sich ändern.“