Castrop-Rauxel. .

Die Fahrrad-Versteigerung des Fundbüros, ein Selbstversuch. Ab fünf Euro konnte man teils gut erhaltene Trekkingräder und Kindermountainbikes, teils charmant heruntergekommene Drahtesel ersteigern, Spinnenweben und Algen aus dem Kanal inklusive.

Ob bei „ebay.de“ oder im Pfandhaus, Versteigerungen sind immer spannend. Wo liegt mein Limit, bis zu dem ich mitbiete? Ist mein Gebot hoch genug? Oder ersteigert mein Nachbar mir das Schnäppchen vor der Nase weg?

So ging auch am Samstagmorgen wieder allen Pfennigfuchsern das Herz auf, als an der Rampe des WLT am Haus der Wirtschaft 30 gefundene, verlorene und nicht abgeholte Fahrräder aus dem Fundbüro der Stadt versteigert wurden. Ab fünf Euro konnte man teils gut erhaltene Trekkingräder und Kindermountainbikes, teils charmant heruntergekommene Drahtesel ersteigern, Spinnenweben und Algen aus dem Kanal inklusive. Um 9.30 Uhr ging es los: Die Mitbieter konnten sich die zu versteigernden Fahrräder ansehen und sich ihr Herzensstück aussuchen.

Damen-Hollandrad in den besten Jahren

Als ich in die Halle mit den Auktionsstücken komme, fällt mir sofort der mintgrüne Traum aus Rost mit Körbchen auf – und mir ist klar: Das soll es sein. Ein Damen-Hollandrad in den besten Jahren, Startgebot: fünf Euro. Jetzt heißt es also Abwarten, bis mein Auserwähltes, die Nummer 20, unter den Hammer kommt. Also stehe ich geduldig zwischen den Mitbietern und frage mich, wer sich wohl noch für „mein“ Fahrrad interessiert, während ein Gefährt nach dem anderen den Besitzer wechselt. Die Spannung steigt. „Zehn Euro zum Ersten... zum Zweiten...“ und dann ruft doch noch ein leicht unentschlossener Mitbieter spontan „Elf Euro!“.

Jedes Fahrrad und überhaupt jedes Fundstück ist vor der Auktion schon mindestens sechs Monate im Fundbüro eingelagert gewesen, während derer sich niemand danach erkundigt hat, bevor es rechtmäßig versteigert werden kann.

Aufgeregt bringe ich mich in Mitbiet-Position

Der Morgen verstreicht und die Reihen lichten sich, während immer mehr glückliche Bieter mit ihren Errungenschaften im Wert von 5 bis 90 Euro die Rampe verlassen, als Jeanette Hilgert vom Ordnungsamt, die die Auktion leitet, endlich die Nummer 20 – meine Nummer! – aufruft. Aufgeregt bringe ich mich in Mitbiet-Position, die Hand schon fast gezückt, und ehe ich mich versehe, bin ich schon mitten drin. Fünf Euro, zehn, zwanzig, meine Konkurrenz ist hart, doch ich kann mich am Ende durchsetzten. Für 33 Euro gehört das rostige Goldstück mir! Glücklich nehme ich von der Mitarbeiterin die Besitzurkunde entgegen und zahle meinen Gebotspreis, bevor ich mit dem Schätzchen vom Hof rollen darf.

Fahren kann ich nicht – die Reifen sind leider platt und auch die Bremsen bräuchten eine Generalüberholung, bis sich mein neuer Drahtesel fahrtüchtig nennen darf – aber man sagt ja sowieso: Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt!