Castrop-Rauxel. .
Eine Erklärung hat die Polizei nicht. Fakt ist: Die Zahl der Fahrraddiebstähle ist in Castrop-Rauxel im vergangenen Jahr deutlich gestiegen.
2008 wechselten „nur“ 165 Räder auf illegalem Weg den Besitzer – der niedrigste Wert in der Polizeistatistik für Castrop-Rauxel in den vergangenen zehn Jahren. Ein Jahr später waren es 224, ein sattes Plus um 35,76 Prozent. Mit dieser Steigerungsrate liegt die Europastadt kreisweit an der Spitze. Der „Rekord“ bei den absoluten Zahlen wurde allerdings nicht geknackt. 2005 zeigten 268 Castrop-Rauxeler einen Fahrraddiebstahl an.
Und im laufenden Jahr? Zwar darf Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber die aktuellen Zahlen noch nicht nennen, aber soviel verrät er schon: „Von Januar bis einschließlich August ist die Tendenz im Vergleich zum Vorjahr gleichbleibend.“ Stabilität auf hohem Niveau also.
Dass ein Fahrrad nie unverschlossen „geparkt“ werden sollte, ist eine Binsenweisheit. Aber mancher Radler hält sein simples Speichenschloss für ausreichend. Das knacken Diebe im Handumdrehen, weiß die Polizei. Deshalb: „Wer sich ein teures Fahrrad kauft, sollte beim Schloss nicht anfangen zu sparen.“
Die Aufklärung von Fahrraddiebstählen ist für die Polizei ein ausgesprochen schwieriges Geschäft. 2008 konnte in Castrop-Rauxel 5,54 % der Fälle geklärt werden, 2009 sank die Quote auf 2,68 %. Umso wichtiger sei es deshalb, dass die Eigentümer ihr Rad eindeutig identifizieren können, sagt Andreas Wilming-Weber. „Das geht vor allem über die Rahmennummer. Die sollte man sich notieren und bei der Anzeige auch angeben. Unter dieser Nummer wird das gestohlene Rad dann bei uns geführt und kann eindeutig identifiziert werden, wenn es irgendwo wieder auftauchen sollte.“ Beim Kauf eines Rades sei die Nummer, die vergleichbar mit der Fahrgestellnummer eines Autos ist, meist schon im Fahrradpass eingetragen.
Was die Aufklärung erschwert: Diese Delikte sind oft Gelegenheitsdiebstähle, weiß der Polizeisprecher. Ein Fahrrad werde mitgenommen und häufig einige Tage später irgendwo entsorgt. Wenn dann doch mal organisierte Strukturen dahinter stecken, steigen die Chancen der Polizei erheblich.
Das zeigt ein Blick nach Dorsten: Dort hatte die Polizei einen rapiden Anstieg der Fahrraddiebstähle bemerkt. Bei den monatelangen Ermittlungen kamen die Beamten einer Bande auf die Spur, die auch in den Nachbarstädten und bis ins holländische Winterswijk aktiv war und auf deren Konto Hunderte Diebstähle mit einem Schaden im sechsstelligen Bereich gingen. Mit einem gemieteten Kleinbus gingen die Ganoven auf Diebestour. Die gestohlenen Räder wurde in einer Garage zwischengelagert und dann verkauft. Im Juni 2010 setzte die Polizei dem Treiben ein Ende und verhaftete sechs Tatverdächtige.
Wer weiß, vielleicht gehen nach dieser Festnahme jetzt auch die Diebstähle in Castrop-Rauxel zurück.