Castrop-Rauxel. „Neun Euro. Höre ich mehr als neun Euro? Da drüben, 13 Euro. Höre ich mehr als 13 Euro? 17 Euro. Höre ich mehr als 17 Euro? 17 Euro – zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten!“
Auf der Rampe zum Westfälischen Landestheater (WLT) ist die Fundsachen-Versteigerung des Ordnungsamtes in vollem Gange. Ein ältere Herr steht oberhalb auf der kleinen Brücke die zum Forum hinauf führt und schaut sich das Geschehen aus der Entfernung an. „Ich bin erstaunt, wie viele Räder so im Stadtgebiet gefunden werden“, sagt er. Immerhin 25 an der Zahl versteigerte das Ordnungsamt am vergangenen Samstag. Der Mann aus Schwerin interessiert sich allerdings weniger für Räder als für die anderen Dinge, die noch unter den Hammer kommen sollen. „Ich bin hier, weil ich Hörgeräte ersteigern will“, weist er auf sein Ohr. Die seien neu immer gleich sehr teuer. „Allerdings hat man mir eben gesagt, dass die Frist bei den Hörgeräten, die sie haben, noch nicht abgelaufen ist“, so der Schweriner weiter. Für ihn ist heute also nichts dabei, er beschränkt sich auf das Zuschauen und fährt schließlich wieder heim.
Derweil läuft die Versteigerung an der Rampe weiter. Die städtischen Mitarbeiter hieven ein Fahrrad nach dem anderen auf den Auktionstisch. Unter den prüfenden Blicken der Anwesenden beginnt das Konzert des Bietens: „Hier ein Shimano, relativ gut erhalten.“ Mindestgebot: fünf Euro. Rasant schnellt die Summe in die Höhe, ist plötzlich schon bei 31 Euro. „31 Euro, höre ich mehr als 31 Euro. 33. Höre ich mehr als 33 Euro.“
Dann preist Jeannette Hilgert vom Ordnungsamt ein „Kuriosum“ an – ein Mini-Motorrad, das irgendwie bei jeder Versteigerung dabei ist. Offenbar ein Fundbüro-Hüter. Auch heute tun sich die Besucher schwer. Mag am Preis liegen: Es soll nicht unter 50 Euro rausgehen. „Zu viel, für 30 würde ich es nehmen“, sagt ein Herr. Hilgert willigt ein, letztlich bekommt er bei 37 Euro den Zuschlag.
Schnell weiter im Text: Nun steht ein knallrotes Rad mit dem Schriftzug „Michael Schumacher“ auf dem Tisch. „Damit ist man bestimmt sehr schnell“, so Jeannette Hilgert. Die Werbung nützt jedoch zunächst nichts, nur zögerlich bieten die Versteigerungsbesucher. Auch der Obercastroper Alfons Lakenberg hat an diesem Rad so gar kein Interesse. Er bietet nur bei den älteren Drahteseln mit, bei denen, die gut selbst zu reparieren sind. Sieben hat er am Ende sogar ersteigert – für den guten Zweck. „Im November gehen die nach Rumänien“, erzählt Lakenberg, der sich schon lange für die Ärmeren einsetzt. „Mit den Rädern können sie zur Arbeit kommen“, erklärt Alfons Lakenberg und fügt hinzu: „Ich bin jedes Mal bei der Versteigerung, weil sie hilft, den Menschen günstig Fortbewegungsmittel zu beschaffen.“
Deshalb wollte er eigentlich auch noch mehr Räder an diesem Samstag ersteigern. Doch es blieb bei den sieben. „Allerdings brauche ich noch mehr“, betonte Lakenberg. Deshalb würde er sich auch sehr freuen, wenn Bürger ihre ausrangierten Fahrräder bei ihm abgeben würden. Wer also noch einen alten, aber gut erhaltenen Drahtesel unbeachtet daheim stehen hat, der möge es zum Hof Lakenberg an der Bochumer Straße bringen. Es ist für einen guten Zweck.