Castrop-Rauxel. Der elfjährige Mike ist schwer beeindruckt: „Heute Nachmittag kaufe ich mir sofort Reflektoren für mein Fahrrad“, beschließt er. „Und ich klebe mir leuchtende Streifen auf die Jacke“, kündigt seine Klassenkameradin Svenja an.

Wie mehrere hundert andere Sechstklässler haben Mike und Svenja gerade einen Rundgang durch eine sehr informative Ausstellung der Polizei im Berufskolleg an der Wartburgstraße hinter sich. Thema: „Sicherheit durch Sehen und Sichtbarkeit“.

Ein bisschen sperrig ist nur dieses Motto, und „Ausstellung“ ist eigentlich auch nicht der richtige Begriff. Denn die Kinder dürfen eine ganze Menge machen und erleben verblüffende Effekte. Zum Beispiel, wenn sie mit einem Fernglas durch einen Sehschlitz in ein dunkles Zelt schauen und irgendwo, ein paar Meter entfernt, leuchtende Streifen sehen. Fernglas weg, Licht an: Da stehen drei lebensgroße Puppen, eine dunkel bekleidet, eine in heller Kleidung und eine mit vielen retroreflektierenden Streifen auf Jacke und Hose. Nur die haben sie vorher in der Dunkelheit gesehen – und so geht es auch den Autofahrern. „Das ist ja cool“, findet Max.

Wie ein verkehrssicheres Fahrrad ausgerüstet sein muss, wussten viele der Elf- bis Zwölfjährigen vorher schon. Die meisten haben ja in der Grundschule eine Fahrradprüfung abgelegt. Beim Blick ins nächste dunkle Zelt staunen sie dann aber doch, um wie viel besser ein Radfahrer in der Dunkelheit zu erkennen ist, wenn er nicht nur die vorgeschriebene Beleuchtung hat, sondern zusätzlich Felgen mit reflektierenden Streifen oder Stäbchen. Und der Fußgänger mit der fluoreszierenden Jacke ist in der Dämmerung, im Gegensatz zu seinem Partner in normaler Bekleidung, ganz deutlich zu sehen. Sehr wichtig, denn: Dunkle Bekleidung erkennt ein Autofahrer erst auf eine Entfernung von 25-28 m, und genau so lang ist der Bremsweg bei 50 km/h. Reflektierende Kleidung ist schon in 140 m Entfernung zu sehen. Deutlich mehr Zeit also, rechtzeitig zu reagieren.

Auch bei den verschiedenen Sehtests sind die Kinder mit Eifer dabei. Immerhin 20 Mädchen und Jungen müssen die Polizeibeamten einen Besuch beim Augenarzt empfehlen. Ein Gewinnspiel wollen die Lehrer zum Anlass nehmen, das Thema Verkehrssicherheit im Unterricht weiter zu vertiefen.

Polizeihauptkommissar Udo Grimmelt ist Verkehrssicherheitsberater im Polizeipräsidium Recklinghausen. Mit zwölf Kollegen „tingelt“ er zurzeit mit der selbst entwickelten Wanderausstellung durch acht kreisangehörige Städte. Acht „Schichten“ von 6 bis 17 Uhr – das ist anstrengend, aber die Beamten wissen, dass sie einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Unfallzahlen bei Dämmerung und Dunkelheit zu reduzieren.