Castrop-Rauxel. .

Nach dem Tankstellen-Datenklau gingen am Dienstag allein bei der Polizei in Castrop-Rauxel 350 Anzeigen ein. Hinzu kommen zahlreiche Anzeigen aus umliegenden Städten. Mehr als 500 000 Euro Schaden sind entstanden.

Der Schaden, den unbekannte Täter mit dem Abgreifen von EC-Kartendaten an einer Tankstelle im Einkaufspark an der Siemensstraße angerichtet haben, erreicht ungeahnte Höhen. Bis Dienstagvormittag lagen nur der Polizei in Castrop-Rauxel 350 Strafanzeigen in dieser Sache vor. Zahlreiche Anzeigen von Betroffenen gingen auch in den Polizeiwachen der umliegenden Städte ein. Die gute Nachricht in der schlechten: die Geschädigten werden die abgebuchten Beträge erstattet bekommen, wie eine Nachfrage dieser Zeitung bei den örtlichen Geldinstituten ergab.

Die Opfer der Skimming-Attacke mussten Dienstagmorgen vor der Polizeiwache an der Erinstraße Schlange stehen, bevor sie ihre Anzeige aufgeben konnten, zu groß war der Andrang. Das Polizeipräsidium in Recklinghausen stellte vorübergehend 16 zusätzliche Beamte ab, um die Wartezeit in Grenzen zu halten. Jedoch: „Das wird wohl noch nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein“, befürchtete Polizeisprecher Michael Franz.

Zwei Tanksäulen mit Karteneingabe manipuliert

Wie berichtet, hatten unbekannte Täter in der Zeit zwischen Anfang Februar und Anfang März zwei Tanksäulen mit Karteneingabe (Zapfstellen 2 und 5) an dieser vollautomatischen Tankstelle derart präpariert, dass sie die Kartendaten der Kunden einschließlich Geheimzahl (PIN-Code) ablesen konnten. Mit diesen Daten wurde dann mit Schwerpunkt Südamerika aber auch in New York Geld abgehoben und die Konten der Tankstellenkunden belastet.

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Einen Überblick über den aktuellen Gesamtschaden konnte die Polizei am gestrigen Dienstag angesichts des „Massenansturms“ der Geschädigten nicht mehr geben. In den ersten Fällen, die sich am Wochenende gemeldet hatten, waren jeweils in kleineren Beträgen Summen zwischen 1 500 2 000 Euro abgebucht worden. Der bisher höchste Einzelschaden beträgt 4 000 Euro. Hochgerechnet wird polizeiintern von einem Gesamtschaden von über einer halben Million Euro ausgegangen.

Verlust soll zeitnah erstattet werden

„Wir werden den betroffenen Kunden den Verlust unkompliziert und zeitnah erstatten“, verspricht Johannes Weigang, Bankdirektor der Volksbank Castrop-Rauxel und ähnlich äußert sich sein Pendant von der Sparkasse Vest, Bankdirektor Rainer Kruck. Während bei der Volksbank eine Versicherung zum Tragen kommt, ist es bei der Sparkasse ein Haftungsfonds, der für unrechtmäßig abgebuchte Beträge bei derartigen Fällen von Skimming eintritt, sofern den Karteninhaber kein Mitverschulden trifft. „Das aber ist in diesem Fall ja offensichtlich nicht gegeben“, sagt Johannes Weigang. Beide Banker raten potenziell betroffenen Kunden, ihren Kontostand umgehend auf Unregelmäßigkeiten hin zu kontrollieren. Bei Auffälligkeiten sollte das Konto sofort gesperrt werden (bundesweiter, kostenloser Notruf rund um Uhr: 116 116) bzw. das Geldinstitut informiert werden. Dieses wird dann den Schadensantrag aufnehmen. Voraussetzung hierfür: eine Strafanzeige bei der Polizei.