Castrop-Rauxel. .
In großem Stil haben unbekannte Täter von Tankkunden einer Zapfstation an der Siemensstraße die Daten von EC- und Kreditkarten samt PIN-Code abgefischt und zu Geld gemacht.
50 Anzeigen wurden über das Wochenende bis Montagmorgen bei der Polizei erstattet. Der Gesamtschaden beträgt inzwischen über 100 000 Euro. Dass im Laufe der nächsten Tage weitere Fälle dieses sogenannten „Skimming“ entdeckt werden, ist wahrscheinlich.
Die Ermittlungen der Polizei stehen erst am Anfang. „Wir wissen noch nicht, ob die Manipulation kurzzeitig, sporadisch wiederholend oder über einen längeren Zeitraum stattgefunden hat“, sagt Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber im Gespräch mit dieser Zeitung. Unklar war am Montag auch, wie die Täter an die Kontodaten der Kunden gelangen konnten: „Wir wissen nicht, ob da Vorrichtungen aufgesetzt wurden oder ob nicht eventuell eine Schaltstelle angezapft worden ist.“
Hinweise auf organisierte Kriminalität
Fest steht lediglich: Die 50 Opfer haben sich am Wochenende gemeldet. Sie hatten sich zwischen Anfang Februar und Anfang März an dieser Tankstelle mit Sprit versorgt. Erst jetzt wurden mit ihren Kontodaten Geldbeträge jeweils immer um 2 000 Euro abgehoben – ausweislich der Kontoauszüge in Südamerika. Polizeisprecher Wilming-Weber: „Es deutet einiges auf bandenmäßig organisierte Kriminalität hin.“
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Die Station an der Siemensstraße wird vollautomatisch betrieben, das heißt: Tankwart, Kassierer oder Aufsicht gibt es nicht. Die Zapfsäulen werden durch das Einschieben einer EC- oder Kreditkarte freigeschaltet. Nach dem Tankvorgang wird der fällige Betrag vom Konto abgebucht bzw. bei Kreditkarten in Rechnung gestellt.
Sache des Betreibers
Die für die Kunden der weithin wegen ihrer günstigen Preise geschätzten Spritstation wichtigste Frage, ob das Tanken wieder sicher ist, konnte gestern nicht abschließend beantwortet werden: Das sei Sache des Betreibers, sagt die Polizei, die allerdings nach eingehender Inspektion der Zapfsäulen vorsichtig Entwarnung gibt. Andreas Wilming-Weber: „Wir haben keine Hinweise mehr auf eine Manipulation gefunden.“
Unter der im Telefonbuch angegebenen Rufnummer der menschenleeren Station lief gestern lediglich ein Anrufbeantworter; das Mineralölunternehmen in Hamburg verweigerte auf Anfrage mit Hinweis auf ein laufendes Ermittlungsverfahren jedwede Auskunft.