Essen. . Weiter wachsend ist die Zahl der Manipulationen an Geldautomaten. Schon im Sommer des vergangenen Jahres hatte das Bundeskriminalamt Alarm geschlagen. Doch Mitglieder osteuropäischer Banden arbeiten mit immer neuen Tricks.
Die Zahl der Manipulationen an Geldautomaten wächst rasant weiter. Mit immer neuen Tricks versuchen Mitglieder europäischer Banden die Kartendaten und PIN-Nummern von Kunden auszuspähen; mit immer neuen Umbauten versuchen Banken sich und die Kunden zu schützen. Im Wettlauf zwischen Banden und Banken haben die Betrüger derzeit der Vorteil der Miniaturisierung auf ihrer Seite.
Im Sommer letzten Jahres hatte das Bundeskriminalamt Alarm geschlagen: „Von Januar bis Juni 2010 wurden 1927 Attacken, verteilt auf 1073 Geldautomaten, registriert. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2010 wurden damit bereits nahezu die Fallzahlen des gesamten Vorjahres erreicht.“ Die Gesamtzahlen für 2010 werden am 14. März durch die Innenminister bekannt gegeben. Bis dahin darf Frank Eisenburger, Essener Experte für Manipulationen an Geldautomaten, nur von „deutlich mehr als 70 Schadensfällen“ sprechen.
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Mit drei verschiedenen Maschen sind reisende Täter aus Osteuropa derzeit in Essen unterwegs. Bulgarische wie rumänische Betrüger arbeiten gleichermaßen mit Lesegeräten, die als Vorsätze auf den Kartenschlitz aufgesteckt werden und die Magnetkarte auslesen. Mit diesen Daten werden dann Dubletten der EC-Karten geschrieben.
Um an die PIN-Nummern der Kunden zu kommen, arbeiten bulgarische Täter oft mit gefälschten Bedienfeldern, die Sensoren enthalten. Rumänische Täter dagegen lesen die Nummer über versteckte Kameras. Und die werden immer kleiner. Aus den 90er Jahren hat Eisenburger unter seinen Asservaten noch eine Kamera, die in einer Lichtleiste unter der Decke versteckt war. Heute sind die Kameras nur noch Millimeter klein.
Kamera war von außen nicht zu sehen
Die Banken wehren sich mit dem Abbau der Türöffner, an denen Karten gern ausgelesen wurden, und mit dem Einbau von Sichtschutzen, die den Blick auf die Eingabe der PIN-Nummern verbergen sollen. Prompt, sagt Eisenburger, haben die Betrüger „in Essen einen Sichtschutz gestohlen, eine Kamera darin versteckt und in Mülheim wieder eingebaut. Die Kamera war von außen überhaupt nicht zu sehen.“
Mit den nachgedruckten Karten, im Fachjargon „White plastics“ genannt, fangen die Täter in Deutschland nichts an, weil an deutschen Automaten ein zusätzliches Sicherheitsmerkmal abgefragt wird, das sich nicht nachdrucken lässt. Deshalb wird mit den Fälschungen meistens in Holland oder Großbritannien Geld abgehoben.
Weil das so ist, hat etwa die Postbank folgenden Plan entwickelt, sagt. Postbank-Sprecher Ralf Palm: „Wenn Kunden ihre Postbank Card derzeit nicht im Ausland nutzen, empfehlen wir, das individuelle Kartenlimit auf 0,00 Euro zu stellen.“ Per Onlinebanking oder telefonisch können die Kunden dann die Verfügbarkeit aufstocken, wenn sie tatsächlich im Ausland unterwegs sind. Spätestens eine Stunde nach der Freischaltung, verspricht die Postbank, ist das Geld am Automaten verfügbar.
Der nächste Trick naht schon
Grundsätzlich gelöst werden könnte das Skimming-Problem, wenn alle Anbieter und Automaten statt des Magnetstreifens einen fälschungssicheren Chip verwenden würden. Eisenburger: „Wenn der Magnetstreifen verschwindet, ist der Tatbestand weg“.
Gerade im Kommen ist die dritte Masche, das „Cash Trapping“: Eine Leiste über dem Geldausgabeschlitz verhindert, dass das Geld ausgegeben wird, ein Klebeband innen pappt die Scheine fest. Zieht der verärgerte Kunde ab, wird die Leiste schnell abgebaut.
Weil die Tätergruppen von Süden nach Norden reisen, ahnt Eisenburger schon, wie der nächste Trick aussieht. In Süddeutschland haben Unbekannte den ersten Schlüssel für die Geldautomaten selbst gefälscht und Kamera, Kartenleser und Festplattenrecorder im Innern des Gerätes versteckt.