Castrop-Rauxel/Dortmund. .
Aus Geltungsdrang und Langeweile legte ein 22-jähriger Castrop-Rauxeler im Stadtgebiet mehrere Brände. Nun muss er sich vor dem Schwurgericht in Dortmund verantworten.
„Um das Feuer ging es mir nicht, ich wollte Einsätze fahren, mich als Feuerwehrmann beweisen.“ Der Wunsch nach Anerkennung gepaart mit Langeweile – so umschrieb Kevin P. seinen Beweggrund, im Januar dieses Jahres eine Reihe von Bränden im Stadtgebiet gelegt zu haben. Zu jener Zeit Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Merklinde wollte er Einsätze seines Löschzuges provozieren. Das gelang ihm. Er war vor Ort, um seine Brände zu bekämpfen.
Seit gestern muss sich der 22-Jährige vor dem Dortmunder Schwurgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft legt ihm Brandstiftung und versuchten Mord zur Last. An vier Verhandlungstagen will das Gericht die Schuldfrage sowie die Unterbringung in eine psychiatrische Anstalt klären. Ein Urteil soll am 4. Oktober gefällt werden.
Gestern verlas der Staatsanwalt die Anklageschrift: In der Zeit vom 6. bis 18. Januar soll der Angeklagte Brände in Castrop-Rauxel sowie einen Brand in Dortmund gelegt haben. Er habe Gartenlauben angesteckt, wodurch Schäden von 10 000 und 15 000 Euro entstanden. Der 22-Jährige habe zudem im Keller des Wohnkomplexes an der Obersten Vöhde sowie im Keller eines Hauses an der Wittener Straße und Am Rotdorn Brände gelegt. Dabei habe er in Kauf genommen, Menschen zu schädigen. Einige erlitten eine Rauchgasvergiftung. Ein Ende fand die Serie in jener Nacht, in der er einen Brand auf einem Bauernhof an der Bodelschwingher Straße gelegt haben soll. Zeugen hatten ihn vor Ort gesehen. Der Schaden: etwa 100 000 Euro.
„Niedere Beweggründe“ nannte der Staatsanwalt das Motiv. Ziel der Taten sei gewesen, einen Einsatz seines Löschzuges zu bewirken. Kevin P. habe unter einer massiven Persönlichkeitsstörung gelitten, sei eine Gefahr für die Allgemeinheit. Der Angeklagte, der in der Dortmunder Klinik für forensische Psychiatrie lebt, gestand alle Taten, bis auf die in Dortmund Oestrich. In seiner Erklärung beteuerte er, dass er nie Personen gefährden wollte. Seine Gedanken galten nur dem Einsatz. Das ging so weit, dass er zunächst einen Brand legte, um die Berufsfeuerwehr zu beschäftigten – nur so kamen bei einem weiteren Brand Freiwillige zum Einsatz. Also legte er einen zweiten Brand, um diese Situation zu konstruieren.
Geplant sei das nie gewesen. Schon gar nicht bei der ersten Tat. Da sei er mit dem Auto durch die Stadt gefahren, aus Langeweile. Spontan sei ihm die Idee mit dem Brand gekommen. Bei dieser Tat allerdings alarmierte ihn seine Wache gar nicht, bei vielen folgenden Taten hingegen schon.
So sei er im Angriffstrupp dabei gewesen, als sein Zug eine Laube an der Wittener Straße gelöscht habe. „Das war schon was Besonderes“, erklärte er. Er habe ein Gefühl des Frohlockens empfunden, zugleich aber ein schlechtes Gewissen gehabt.