Castrop-Rauxel. Kevin P. bat um Entschuldigung. Er richtete seine Worte an die Bewohner des Hauses, in dem er im Januar dieses Jahres einen Brand gelegt hatte.

„Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich Ihnen Schaden zugefügt habe, ich wollte nicht, dass Sie verletzt werden.“

Der 22-Jährige muss sich vor dem Dortmunder Schwurgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft legt ihm unter anderem versuchten Mord zur Last. Im Januar soll der Angeklagte mehrere Brände im gesamten Stadtgebiet gelegt haben - auch in zwei Mehrfamilienhäusern.

Gestern vernahm der vorsitzende Richter die Bewohner des Hauses am Rotdorn. Er befragte sie zu den Geschehnissen in jener Nacht, in der sie wegen des gelegten Brandes ihre Wohnungen verlassen mussten.

Im Flur habe sich der Rauch zunehmend verdichtet, so ein 38-jähriger Familienvater. Seine Frau und die beiden Kinder flüchteten über das Vordach, das sie über ein geöffnetes Flurfenster erreichten. Andere Bewohner wiederum entkamen dem Rauch über den Balkon. Einige mussten mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus. Der Sohn einer 36-jährigen Bewohner lag kurzfristig sogar auf der Intensivstation.

Die Mutter selbst begab sich ebenfalls in Behandlung, besuchte zudem einen Nervenarzt: Immer wenn sie etwas höre oder rieche, bekomme sie seit dem Vorfall Panik, erklärte die 36-jährige gestern völlig aufgelöst. Sie weinte, war äußerst angespannt. Die Geschehnisse habe sie noch nicht verarbeitet. Immer noch quäle sie der Gedanke, was wohl passiert wäre, wenn die Nachbarin sie nicht alarmiert hätte.

Von schlaflosen Nächten nach dem Vorfall sprach auch der 38-Jährige. Sein älterer Sohn habe große Angst vor Feuer. Mittlerweile habe der Vater in jedem Raum seiner Wohnung einen Rauchmelder angebracht.

Der Prozess wird am 21. Oktober fortgesetzt.