Castrop-Rauxel. Er ist blass. Kopf und Schultern sind gesenkt. Starr schaut der 22-Jährige nach unten, hebt seinen Blick nur sehr selten. Seine ganze Körperhaltung drückt Unbehagen und Beschämung aus.
Wie versteinert hört er zu, als sein ehemaliger Löschzugführer über ihn spricht.
„Kevin war immer wieder missmutig, wegen der beruflichen Situation, weil der Arbeitgeber ihn wohl ausgebeutet hat“, erklärte der 44-Jährige gestern vor dem Schwurgericht. „Man hatte immer den Eindruck, dass man ihm unter die Arme greifen müsse, man musste ihm immer wieder verdeutlichen, dass er nicht alleine ist“, so der Löschzugführer der Freiwilligen Feuerwehr Merklinde.
Seit Ende August muss sich der 22-Jährige vor dem Dortmunder Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft legt ihm unter anderem versuchten Mord zur Last. In der Zeit vom 6. bis zum 18. Januar dieses Jahres soll der Angeklagte mehrere Brände in Castrop-Rauxel gelegt haben. So habe er mehrere Gartenlauben angesteckt, habe zudem in Wohnhäusern sowie auf einem Gehöft Feuer entfacht. Dabei soll er billigend in Kauf genommen haben, dass Menschen hätten zu Schaden kommen können.
Seine Beweggründe beschrieb Kevin P., der die Taten gestand, bereits am ersten Verhandlungstag: Er habe Einsätze haben wollen, um sich als Feuerwehrmann beweisen zu können.
„Kevin war bei uns akzeptiert und integriert, er hatte eine gute Position bei uns und man konnte bei ihm eine Entwicklung sehen“, betonte der Zeuge am gestrigen dritten Prozesstag.
„Ich habe mir den Kopf zerbrochen, als die Brände in Castrop Überhand nahmen“, so der 44-Jährige weiter. Überlegt habe er, was wäre, wenn es einer von seinen Jungs gewesen wäre, wer hätte es sein können. Den Angeklagten jedoch hätte er nie verdächtigt. „Auf ihn wäre ich nie gekommen.“ Kevin P. habe doch aufgrund seiner Ausbildung genau gewusst, wie sich ein Feuer ausbreite und welche Gefahr ein Brand bedeute. „Wir haben oft über Menschenleben gesprochen“, so der Löschzugführer.
„Besonders intensiv im April 2007 nach einem Wohnungsbrand, bei dem zwei Personen starben.