Bottrop. Spaziergänger haben eine gefährliche Schnappschildkröte im Naturschutzgebiet in Bottrop gefunden. Nun soll sie nach Norddeutschland umsiedeln.

So ein Tier sieht auch Reptilienexperte Armin Klinkhammer nicht jeden Tag. Fast 30 Zentimeter groß und rund zehn Kilogramm schwer ist die Alligatorschildkröte, die die Feuerwehr am Sonntagabend in der Boy eingefangen hat. Passanten hatten das Tier – es gehört zu den Schnappschildkröten – in dem kleinen Naturschutzgebiet im Gewerbepark entdeckt. Dass sie die Feuerwehr alarmiert haben – aus Sicht des Reptilienexperten genau die richtige Entscheidung.

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Denn die Schildkröte habe ihren Namen nicht ohne Grund, erläutert Klinkhammer. Sie schnappe nämlich so schnell zu wie ein Alligator. Und auch wenn Schildkröten keine Zähne haben, gefährlich ist diese Art trotzdem. Gerade für Hunde oder spielende Kinder kann es fatale Folgen haben, wenn so ein Tier zuschnappt, weiß Klinkhammer. „So ein Kinderfuß kann dann ab sein.“ In der Regel halte sich so ein Tier im knöchel- bis knietiefen Wasser auf und lauere dort auf Beute.

Bottroper Experte unterstützt schon seit vielen Jahren die Feuerwehr

Schon seit vielen Jahren ruft die Feuerwehr Klinkhammer zur Hilfe, wenn sie es mit exotischen Reptilien zu tun hat. „Meist sind es harmlose Kornnattern oder Leguane, die Schildkröte jetzt war aber schon nichts alltägliches mehr.“ Er geht davon aus, dass das Tier etwa 20 bis 25 Jahre alt ist und schon vor vielen Jahren ausgesetzt wurde – wahrscheinlich in dem Teich in dem Gebiet. Denn als sie gefunden wurde, sei sie mit Algen bewachsen gewesen. „Das macht nicht den Eindruck, als sei sie vor kurzem erst aus privater Haltung entflohen.“

Die in Bottrop gefundene Alligator-Schnappschildkröte
Die in Bottrop gefundene Alligator-Schnappschildkröte © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Noch vor einigen Jahren habe man die Tiere einfach so in der Zoohandlung kaufen können, erinnert sich Klinkhammer, der lange Jahre auch selbst eine Zoohandlung in Bottrop besaß. Das Problem: Die Tiere wachsen, passen irgendwann vielleicht nicht mehr ins Terrarium und werden nicht selten ausgesetzt. Inzwischen gibt es ein Vermarktungsstopp für diese Tiere, sie gelten nämlich längst als invasive Tierart. Heißt: Sie haben hierzulande keine natürlichen Feinde, schaden aber der heimischen Tier- und Pflanzenwelt. Heimisch ist sie in Nord- und Südamerika, als natürliche Feinde gelten vor allem Alligatoren, sagt Klinkhammer.

Es wird schwierig, eine neue Heimat für die Alligator-Schnappschildkröte zu finden

Entsprechend schwierig wird es nun, eine Heimat für die Schildkröte zu finden. Für Privatleute sei eine artgerechte Haltung fast nicht möglich, sagt Klinkhammer. Aber auch Tierparks würden sie in der Regel nicht aufnehmen. Der Reptilienexperte hat nun gemeinsam mit der unteren Landschaftsbehörde nach einer Lösung gesucht und auch etwas gefunden. In Norddeutschland gibt es eine Wildtierhilfe, die ein spezielles Habitat für diese Schildkröten eingerichtet hat. Dort wird auch das Bottroper Exemplar ein neues Zuhause finden. Schon am Dienstag wird sie auf die Reise gehen.

Denn dass sich noch ein Besitzer meldet, davon gehen weder die Behörde noch Armin Klinkhammer aus. Erfahrungsgemäß meldeten sich bei Exoten, die ausgebüxt oder ausgerissen sind, die Besitzer nicht. Zu groß sind die Sorgen der Halter, im Nachhinein noch Ärger zu bekommen. Und in diesem konkreten Fall geht Klinkhammer ja sowieso davon aus, dass das Tier schon länger in Freiheit gelebt hat.