Kirchhellen. .
Wenn Auszubildende in 1200 Meter Tiefe Lieder singen, dann muss es einen besonderen Grund dafür geben. Zwei Lieder sangen die Prosper-Haniel-Azubis am Freitag Punkt 12 Uhr im neuen Füllort auf der 7. Sohle von Schacht 10, und der Beifall war ihnen gewiss.
Diese Gesangsdarbietung wird vermutlich ins Guinessbuch der Rekorde kommen, denn noch nie hat ein Chor, der aus angehenden Bergbauspezialisten besteht, in solchen Tiefen das berühmte Steigerlied intoniert.
Rund 100 Mio Euro hat die Erschließung der 7. Sohle gekostet. Um die Sohle zu erreichen, musste zunächst der Schacht um 270 Meter tiefer gefeuft werden. Von der Anlage am Alten Postweg, die 1981 als Seilfahrts- und Materialschacht ihren Dienst aufnahm, können nun die Prosper-Kumpels Kohlen in den drei Baufeldern Haniel-West, Haniel-Ost und Prosper-Nord abbauen. Hier warten noch über 100 Mio Tonnen Gasflammkohlen auf den Abbau.
Freitag wurde nun die wichtige 7. Sohle für die Gesamtanlage offiziell von OB Bernd Tischler, Bergwerksdirektor Zillegens, dem Gesamtsbetriebsratsvorsitzenden Ludwig Ladzinski und etlichen Ehrengästen wie DSK-Chef Bernd Tönjes und die DSK-Vorstandsmitglieder Jürgen Eikhoff und Peter Schrimpf in Betrieb genommen. Wie Jürgen Eikhoff, einer der Vorgänger von Bergwerksdirektor Wolfram Zilligen, betonte, begannen die Vorbereitungen zur Auffahrung der 7. Sohle bereits 1995. „Es war mein Herzblut-Projekt,“ betonte der ehemalige Bottroper Werksleiter und heutiges DSK-Vorstandsmitglied.
Ein Herzblut-Projekt
Eikhoff ging auch auf die Revisionsklausel ein, die ab 2018 greift: „Wir brauchen diese 7. Sohle, um fit für die Zukunft zu sein. Wir arbeiten im Bergbau weiterhin effizient und leistungsorientiert.“
OB Tischler sprach von einem Zukunftssignal für die Stadt. „Die Auffahrung der 7. Sohle bedeutet auch sieben Jahre Zukunft und weitere sieben Jahre Beschäftigungsgarantie für 4500 Kumpels. Der Bergbau war immer ein verlässlicher Partner der Stadt und bot qualifizierte Ausbildungspätze in Bottrop an. Prosper-Haniel hat immer Verantwortung für die Menschen und die Stadt übernommen.“ Als Dankeschön erhielt Bernd Tischler, der im übrigen kräftig beim berühmten „Steigerlied“ in 1200 Meter Tiefe mitsang, die erste Flasche eines hochprozentigen Getränkes, das die Bergbau-Auszubildenden „Grubengold“ nannten.
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Im neuen Füllort, in dem es u.a. einen 310 Meter langen Materialbahnhof und einen Werkstattbereich gibt, begrüßte Ludwig Ladzinski viele vertraute Gesichter, darunter Vertreter aus Rat und Verwaltung, den ehemaligen Werksleiter Dr. Heinz-Werner Voss (jetzt Ibbenbüren) und den ehemaligen Chefmarkscheider Dr. Stefan Stocks. Beifall erhielt Ladzinski, als er ankündigte: „Unsere Ärmel bleiben aufgekrempelt. Wir Kumpels stehen auch weiterhin zur Verfügung, denn hier haben wir nur ein neues Kellergeschoss mit Zugang zur Kohle eingerichtet. Der Bergbau hat wie immer Weitblick gezeigt.“
Die Einsegnung einer kleinen Barbara-Statue, die nun die Bergleute auf dem Weg in Abbaufelder beschützen soll, durch Dechant Neumann, wurde fast zur Nebensache, denn der Azubichor schmetterte abschließend das traditionelle „Glückauf, der Steiger kommt...“ – und alle Gäste sangen mit.