Erst am 5. Januar fahren die Kumpel wieder auf Schacht 10 an. Dort arbeitet man unterdessen daran, an die Kokskohle-Partien zwischen 1150 und 1200 Meter Tiefe zu gelangen

Franz Naskrent

Schicht am Schacht, genauer: am Schacht 10. Erst am 5. Januar fahren die Kumpel wieder mit einem „Glückauf” bergab und bergauf. Bis dahin ruht die Arbeit keineswegs; parallel zum Austausch des Gurtbandes des Förderberges auf Prosper II (die WAZ berichtete) krempeln an allen Ecken und Kanten auf dem Zechengelände zwischen dem Alten Postweg und der Kirchheller Heide Handwerker ihre Ärmel auf. Im Mittelpunkt: Montage, Feinschliff und Justierung tonnenschwerer Maschinen, eines nagelneuen Fahrkorbes und dickerer Seile, die vom Gipfel des Förderturms bis in 1000 Meter Tiefe reichen. Ein neues Kapitel Prosper-Geschichte wird eingeläutet: der Kohleabbau auf der 7. Sohle.

Recht klein nehmen sich Chefmarkscheider Joachim Bock (r.) und Maschinensteiger Klaus-Peter Gillner vor dem neuen Förderkorb aus, der in zwei Teilen geliefert wurde.
Recht klein nehmen sich Chefmarkscheider Joachim Bock (r.) und Maschinensteiger Klaus-Peter Gillner vor dem neuen Förderkorb aus, der in zwei Teilen geliefert wurde. © WAZ

Ziel ist die Förderung von wertvoller Kokskohle. „Und das Vorkommen liegt eben weitaus tiefer als die aktuelle sechste Sohle in etwa 1000 Metern”, betont Prosper-Chefmarkscheider Joachim Bock. „Die Endteufe der siebten Sohle liegt bei exakt 1246 Metern.” Wie berichtet, will das Bergwerk Prosper-Haniel mit der Kokskohle-Förderung in den Jahren 2014/2015 beginnen. Die Kokskohle-Partien im Flöz Zollverein erreichen die Abbaumaschinen in Tiefen zwischen 1150 und 1200 Metern.

Fünf Jahre also noch bis zur ersten Kokskohle-Förderung. Bereits sieben Jahre gingen ins Land für die aufwändigen Vorbereitungen, sprich: für den Schritt von der sechsten auf die siebte Sohle. „Das musste natürlich geschehen, ohne den laufenden Betrieb zu stören”, erklärt Projektleiter Hartmut Schlüter. Bewältigt wurde die mächtige Aufgabe mit einer Unterfahrung des Schachtes. Unter dem Betrieb wurde eine Art Tunnel gebaut. Mehr als ein Jahr dauerte dieser schweißtreibende Akt, von April 2001 bis Mai 2002. Die eigentliche Tiefe bis zum Niveau 7. Sohle wurde in einem halben Jahr gestemmt: von Juni bis Dezember 2005.

Der Förderschacht bzw. die Reichweite des Fahrstuhls reichen allerdings nur bis zur 6. Sohle. Und weil die vier Seile, die den Korb rauf- und runterziehen, nicht auf einer Mammutspule aufgewickelt werden, Auf- und Abfahrt stattdessen per Koepe-Förderung mit einem Kontergewicht für den Korb abgewickelt werden, müssen längere und dickere Seile eingezogen werden. Dieser abschließende Teil des Projektes „Tieferteufen Prosper V” wird nun zum Jahreswechsel durchgezogen.

Zurzeit werden die neuen Führungseinrichtungen, die Spurlatten für die Hauptseilfahrtanlage eingebaut, von über Tage bis zur siebten Sohle. Mit dem Seilwechsel und dem Einbau des neuen Korbes wurde Heiligabend begonnen. „Mit zwei weiteren Varianten”, ergänzt Joachim Bock. „Die neuen Seile sind dicker, 50 statt 40 Millimeter im Durchmesser. Der neue Korb hat jetzt drei statt zwei Etagen.” Und er erreicht die Höhe eines zweistöckigen Hauses: zwölf Meter. Der Korb dient zum Transport von Personen und Material zugleich.

Unter Tage wurde vor den vom 20. Dezember bis 5. Januar laufenden Feierschichten alles leergefahren. Hartmut Schlüter: „Das Gros unserer Leute hat dafür an zwei Samstagen im Dezember vorgearbeitet. Ein weiterer Tag wird im Januar nachgeholt.”

Die gegenwärtig reduzierte Belegschaft erlaubt Arbeiten, die sonst schwieriger wären: Ein großer gelber Arbeitskran zeugt von der Installierung einer größeren Mittelkornsetzmaschine, sie trennt Kohle von Steinen. „Auf Schacht 10 wird die Kaue nachgerüstet für neue Mitarbeiter, die nach der Schließung des Bergwerks an der Saar zu uns stoßen”, zählt Joachim Bock auf. „Und unsere Zeche soll auch schöner werden: Die Außenanlagen werden neu bepflanzt.”