Kirchhellen. Die Stadt hat sich der Gründachstrategie der Emschergenossenschaft angeschlossen. Bei jedem Neu- und Umbau prüft sie: Macht Dachbegrünung Sinn?

Die Marienschule und die neue Kita an der Horsthofstraße sollen in diesem Jahr Dachbegrünungen bekommen. Auch der Sporthallen-Neubau an der Loewenfeldstraße wird ein Kandidat für ein grünes Dach. Denn das macht nicht nur in der Innenstadt Sinn.

Zwar stehen Gebäude in Innenstadtlage weit vorn auf der Prüfliste des Fachbereichs Immobilienwirtschaft. Denn grüne Dächer können dort dazu beitragen, an sommerlichen Hitzeinseln zur Abkühlung beizutragen. Doch auch im Dorf machen grüne Dächer Sinn, denn sie vermeiden Abwasser. Bis zu 700 Liter pro Quadratmeter und Jahr, rechnet die Emschergenossenschaft vor, können auf begrünten Dächern versickern und verdunsten.

Grünes Gewerbegebiet

Schon 2014 haben sich die Emscherstädte bei einem Gipfeltreffen in Bottrop der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ von Land und Emschergenossenschaft angeschlossen. Eines der ersten Ergebnisse ist im Dorf zu sehen: Das bis 2016 entwickelte Gewerbegebiet zwischen Gartenstraße und Im Pinntal hat lauter grüne Dächer.

Im September hat der Rat als Teil seiner Klimaoffensive beschlossen, die inzwischen entwickelte Gründachstrategie der Emschergenossenschaft zu übernehmen. Der Prüfauftrag an die Immobilienwirtschaft: „Bei Neubau oder Umbau von städtischen Gebäuden ist zukünftig, soweit möglich, ein Gründach vorzusehen.“ Wo das nicht geht, kann Fassadenbegrünung eine Alternative sein.

Beispiele aus dem Kriterienkatalog

„Wir werden nicht jedes städtische Dach begrünen“, sagt dazu Peter Sommer, Leiter des Fachbereichs Immobilienwirtschaft. Denn nur flache Dächer mit einer Neigung von höchstens 15 Grad sind nach den Vorgaben der Emschergenossenschaft geeignet.

Bei der Suche nach tauglichen Gebäuden für eine Dachbegrünung geht es erst in zweiter Linie ums Geld, weil es Zuschüsse gibt zu den Kosten von 25 Euro pro Quadratmeter für eine einfache (extensive) Begrünung bis zu 100 Euro für einen Dachgarten mit Büschen und Bäumen.

Sommer nennt als Beispiel drei Kriterien aus dem Prüfkatalog: „Nicht jedes Dach verträgt das Gewicht einer Begrünung. Da muss die Statik geprüft werden.“ Zweitens lohnt die Abwägung, wo Fotovoltaik auf dem Dach mehr Sinn macht als Begrünung. „Vielleicht geht auch beides“, sagt Sommer, „das müssen wir im Einzelfall prüfen.“

Bäume machen Arbeit

Wenn in der Umgebung des Gebäudes viele Bäume stehen, droht zudem höherer Wartungsaufwand. Die Stadt-Tochter GBB nennt als einen Grund, warum sie bei ihrem Neubauprojekt „Zum Haldenblick“ auf Dachbegrünung verzichtet hat: „Insbesondere Birken säen sich schnell aus und müssen regelmäßig entfernt werden, um Schäden an der Dachhaut zu vermeiden.“

Die neue Kita an der Horsthofstraße, sagt die GBB wird dennoch ein grünes Dach bekommen, ebenso die Marienschule, wenn dieses Jahr der Umbau ansteht. Und auch Sporthallen, sagt Sommer, sind geeignete Kandidaten. Derzeit prüft der Fachbereich eine Dachbegrünung für den anstehenden Hallen-Neubau an der Neustraße. Sommer: „Wir prüfen das auch für den Neubau der Sporthalle in Kirchhellen.“

Das Gründachkataster

Emschergenossenschaft und Regionalverband Ruhr (RVR) haben gemeinsam ein Gründachkataster erstellt (rvr.ruhr./themen/oekologie-umwelt/startseite-klima/gruendachkataster). Dort können Hausbesitzer ähnlich wie beim Solardachkataster auf einen Blick sehen, ob ihr Gebäude für eine Dachbegrünung geeignet ist. Dazu gibt es eine grobe Schätzung, wieviel Geld ein Gründach kostet, wieviel Wasser es spart und wieviel Schadstoffe sich vermeiden lassen.

Leuchtend grün für „gut geeignet“ markiert ist zum Beispiel das neue Schulzentrum. 1000 Kubikmeter Wasser könnten dort auf einen begrünten Dach versickern und verdunsten. 27 Kilo Feinstaub und mehr als zwei Tonnen Kohlendioxid könnten dort jährlich gebunden werden.