Bottrop/Gladbeck. . Wir sind in Deutschland in der digitalen BIldung zehn Jahre hinter den USA zurück. Das sagt der Bundestagsabgeordnete Sven Volmerin (CDU) - und er will es ändern. Für ihn ist die digitale Bildung ein Thema, das den Schulalltag verändern wird. Davon will er auch Kanzlerin Merkel überzeugen.

Der Mann hat sein Thema gefunden. Seit einem Jahr sitzt Sven Volmering (CDU) für Bottrop im Bundestag in Berlin. Seitdem ist er für die Bundestagsfraktion Berichterstatter für Digitale Bildung. Ein Orchideenthema? Vielleicht, sagt der Oberstudienrat. Aber ein Zukunftsthema, das den Schulalltag verändern wird. Und wenn er am 5. November eine große Fachtagung zum Thema Digitale Agenda moderieren wird, kommen die Bundeskanzlerin, zwei Minister und der Chef des Bundeskanzleramtes.

Das Internet hat in die Schulen schon Einzug gehalten. Aber da wird und muss noch viel mehr passieren, und zwar nach einem festen Plan, sagt Sven Volmering: „Wir sind in Deutschland in der digitalen Bildung zehn Jahre hinter den USA zurück. Das darf uns keine Ruhe lassen.“ Na, dann schauen Sie doch mal in die Glaskugel, Herr Volmering, und beschreiben, wie im besten Fall digitale Bildung in der Schule im Jahr 2020 aussieht?

Die Antwort kommt schnell: „Ich wünsche mir sehr gut ausgebildete Schüler, die Chancen wie Risiken des Internets kennen. Der Medienraum ist hinfällig, jeder Schüler arbeitet mit seinem eigenen Tablet oder I-Phone oder mit einem geliehenen. Es wäre schön, wenn es in allen Schulen W-LAN gäbe. Diese Schulen werden kein Fach Medienkunde haben. Die neuen Medien werden fächerübergreifend eingesetzt.“

„Das ist eine Herkulesaufgabe“

Eine große Vision, aber bis dahin ist der Weg noch lang. „Das ist eine Herkulesaufgabe“, weiß auch Volmering.

Immerhin hat der Mann schon einen Plan mit im Kern vier Stufen. Die erste ist eine „Qualitätsoffensive Lehrerausbildung, weil ich bei vielen Kollegen noch eine große Abwehrhaltung sehe“. Zum zweiten muss die Ausbildung für den Umgang mit digitalen Medien an den Hochschulen ausgebaut werden. Die dritte Stufe sollte ein „Pakt für digitale Bildung“ zwischen Bund, Ländern und der Wirtschaft sein, der auch das Geld geben könnte für die Ausstattung der Schulen mit neuen Medien. „Wir sollten eine Stiftungslösung prüfen, eventuell auf der Basis eines verbindlichen Staatsvertrages.“

Begeisterung für das Thema ist unterschiedlich ausgeprägt

Über einen Leitantrag im Bundestag zu genau diesem Thema verhandelt Volmering für seine Fraktion gerade mit dem Koalitionspartner SPD. Bei den Ländern ist die Begeisterung über das Thema digitale Bildung, sagt Volmering vorsichtig, „unterschiedlich ausgeprägt“.

Beispiel NRW: Weil der Bund des Land bei der Ausbildungsförderung (Bafög) um 280 Millionen Euro entlaste, könne NRW doch einen Teil des eingesparten Geldes in die digitale Bildung stecken, hat die CDU vorgeschlagen. „Das Ergebnis: Null“, sagt Volmering leicht frustriert. Die mangelnde Bereitschaft der Länder hat Volmering in seiner Rede im Bundestag angesprochen.

„Die klassischen Kulturtechniken ebenfalls beherrschen“

Wenn die Schüler künftig alles nachschauen können im Netz, müssen sie trotzdem noch Schillers „Glocke“ auswendig lernen? Aber sicher, sagt Volmering. „Ich möchte genauso, dass die Schüler die klassischen Kulturtechniken beherrschen. Und auch im Zeitalter digitaler Medien hat das Schulbuch noch seinen festen Platz.“