Bottrop. . 700 Handwerksbetriebe wurden zuletzt in Bottrop gezählt. Immerhin 6016 Menschen finden bei ihnen Einkommen und Auskommen. Das Verarbeitende Gewerbe, sprich die Industrie, kam hier zur gleichen Zeit auf 49 Betriebe und 8 651 Beschäftigte. Und der Umsatz der Handwerksbetriebe kann sich sehen lassen.

700 Handwerksbetriebe wurden zuletzt in Bottrop gezählt, 6 016 Menschen finden bei ihnen Einkommen und Auskommen. Das Verarbeitende Gewerbe, sprich die Industrie, kam hier zur gleichen Zeit auf 49 Betriebe und 8 651 Beschäftigte. Die rund 571 Millionen Euro Umsatz, die die Handwerksbetriebe meldeten, entsprechen dabei 32,9 Prozent des industriellen Umsatzes. „Handwerk - die Wirtschaftsmacht von nebenan“, das ist der Slogan der Handwerker was sich die Handwerker zum Slogan - wohl nicht ganz ohne Berechtigung.

20 Prozent Steuerabzug

Einen Handwerker zu bezahlen, können sich jedoch nicht mehr alle leisten. Aber der es sich leisten kann, bekommt vom Staat etwas dazu: Wer beispielsweise von Handwerkern seine Fenster putzen, das Parkett abschleifen oder einen Carport ans Haus bauen lässt, kann 20 Prozent vom Arbeitslohn im Wert von bis zu 6 000 Euro absetzen.

Absetzbar sind Arbeitsleistung, ­Kosten für Anfahrt und Maschinen-Miete. Wichtig: Die Handwerkerrechnung muss per Überweisung bezahlt werden, niemals bar gegen Quittung. Sonst ist’s vorbei mit dem Steuerabzug, das ist gerichtlich vom BFH bestätigt (VI R ‘14/08).

Hat eine Wirtschaftsmacht das nötig? Fürs „Ja’’ gibt es drei Gründe: die Umsätze, die Schwarzarbeit und die Zahl der Beteiligten. Handwerker und ihre Beschäftigten sind Wählerinnen und Wähler und auf der Basis der letzten Handwerkszählung sind es in Bottrop wie gesagt 6 016 „tätige Personen’’, mit denen es sich die Politik verscherzen könnte. „Tätige Personen’’ heißt im Handwerk zählt alles mit, Arbeitnehmer, Chef, Familienangehörige. Werden nur die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten für sich genommen, dann liegt deren Zahl bei 4 160. Schwarzarbeit gefährdet vor allem deren Jobs, deswegen das Lockmittel Steuerersparnis - denn damit sind ordentliche Rechnungen gesichert. Die Zahlen dazu: Der Umsatz, den die Handwerksbetriebe in Bottrop zuletzt meldeten (und versteuerten), lag bei rund 571 Millionen Euro. Im Jahr davor waren es noch rund 491 Millionen Euro gewesen. Im Schnitt steht ein Beschäftigter derzeit für 94 958 Euro Umsatz (Vorjahr: 82 388 Euro).

Braucht man den deutschen Meister noch?

Wo es um viel Geld geht, werden auch Begehrlichkeiten geweckt. Eine besteht bei der EU. Die Frage ist, ob’s den deutschen Meister braucht, also, ob Handwerker europaweit auch ohne Meisterbrief handwerken dürfen. Solche „zulassungsfreien’’ Gewerke gibt es inzwischen. In Bottrop arbeiten in ihnen derzeit 139 Betriebe. Die weit größere Zahl, nämlich 561 Handwerksbetriebe, haben einen oder mehrere Meister.

Und in der Qualität liegt für die Verfechter des Modells Meister die Zukunft. Dr. Harry Brambach, Mitglied des Vorstands des Zentralverbandes des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK): „Deutschland liefert ein gutes Vorbild, wie ein florierender, qualitätsorientierter Wirtschaftszweig aufgebaut werden kann, der dazu noch eines der Kernprobleme anderer EU-Mitglieder verhindert: Jugendarbeitslosigkeit.’’