Bottrop. . Die Stühle in den Klassenzimmern sind frei, die Schulglocke bleibt stumm und auch in den Fluren herrscht gähnende Leere. Erst in einer Woche starten Schüler und Lehrer ins neue Schuljahr und füllen das Josef-Albers-Gymnasium wieder mit Leben. Nur einer ist während der Sommerferien jeden Tag vor Ort: Hausmeister Heinz-Dieter Kotschenreuther.

Hausmeister Heinz-Dieter Kotschenreuther arbeitet als sogenannter Springer, ist in der Regel also alle paar Monate in einer anderen Schule im Einsatz. Derzeit hat er ein Auge auf das Josef-Albers-Gymnasium.

Die Herausforderung seines Jobs: „Jede Schule hat ihre Besonderheiten“, erklärt der 53-Jährige. Er muss sich nach jedem Schulwechsel neu einarbeiten, die Umstellung ist groß: „Manche Schulen haben Schwimmbäder oder eine große Aula. In die Technik muss ich mich jedes Mal erst wieder reinfinden.“ Zur Zeit betreut Heinz-Dieter Kotschenreuther neben dem Josef-Albers-Gymnasium auch noch die Ludgerusschule. Die Erfahrung des Springers: „Man muss flexibler sein als ein Stammhausmeister, der immer in derselben Schule arbeitet.“ Im vergangenen Jahr war er sogar für sechs bis acht Schulen gleichzeitig verantwortlich.

Wenn er morgens seinen Dienst beginnt, schaut der Hausmeister zuerst einmal in der Ludgerusschule nach dem Rechten. Um sieben Uhr beginnt dann sein Dienst am Josef-Albers-Gymnasium. „Ich bin quasi das ,Mädchen für Alles’“, erzählt Heinz-Dieter Kotschenreuther und lacht. Er kontrolliert nicht nur die Sauberkeit in den Gebäuden, überprüft Telefon- und Internetanschlüsse, sondern ist auch für Postgänge und Papierbestellungen zuständig. Außerdem öffnet er die Türen und schaltet das Licht an.

Denn die Gebäude müssen auch in der Ferienzeit zugänglich sein, derzeit setzen Handwerker eine neue Brandschutzdecke ein. Auch die Überprüfung der Funktionen von Lautsprecher-, Heizungs- und Klimaanlagen gehört zu seinem Job. Bei Veranstaltungen kümmert er sich um Licht und Technik in der Aula, dann endet sein Arbeitstag oft erst kurz vor Mitternacht.

Von der Arbeit als Maler und Lackierer in der freien Marktwirtschaft hatte Heinz-Dieter Kotschenreuther nach 35 Jahren genug. „Such dir mal was anderes“, dachte er sich. Der Umgang mit Menschen, die abwechslungsreichen Tätigkeiten und der Zusammenhalt an den Schulen machen dem 53-Jährigen bei der Arbeit besonders Spaß: „Die gute Gemeinschaft macht viel aus. Das ist mit Geld nicht zu bezahlen.“

Auch mit Schülern kommt der Hausmeister gut aus: „Grundschüler sind natürlich pflegeleichter, aber auch mit den Großen habe ich noch nie Ärger gehabt.“ Falls aber doch mal jemand aus der Reihe tanzt, will er nicht als böser Aufpasser auftreten. „Ich versuche, auf freundschaftlicher Ebene mit den Schülern auszukommen. Das funktioniert besser als der erhobene Zeigefinger“, erklärt er.

Heinz-Dieter Kotschenreuther hat während der Arbeit auch schon lustige und schöne Situationen erlebt. „Es kamen schon Schüler mit ihrem Liebeskummer zu mir, einem kleinen Mädchen habe ich mal ihre Angst vor Spinnen genommen.“

Außerhalb der Ferien hilft Heinz-Dieter Kotschenreuther aus, wenn einer der Kollegen krank ist oder in Rente geht. Seit zweieinhalb Jahren wechselt er als Springer von Schule zu Schule. Erst nach fünf oder sechs Jahren hat er die Aussicht auf einen Platz als Stammhausmeister, träumt aber schon heute davon: „Irgendwann werde ich auch meine eigene Schule haben.“

Wenn am Mittwoch die Ferien vorbei sind und die Schüler lernen müssen, dann verabschiedet sich Heinz-Dieter Kotschenreuther erst einmal in den Urlaub.