Bottrop. Ein dreiköpfiges Spezialisten-Team der “Joint POW/MIA Accounting Command“ (JPAC), einer Vermissten-Dienststelle des US-Verteidigungsministeriums, begab sich in Kirchhellen auf die Suche nach den Überresten eines abgestürzten Kampfbombers. Zwei aufgefundene Typenschilder bestätigen die Absturzstelle.

Vermisst, verschollen aber nicht vergessen: „Wir lassen niemanden zurück“. Das ist die wichtigste Botschaft, die Paul Elliott, Terry Hunter und die Historikerin Robyn Rodriguez im Gepäck haben, wenn sie nach amerikanischen Soldaten suchen, die zum Teil schon viele Jahrzehnte vermisst werden.

Jetzt war das Dreier-Team des „Joint POW/MIA Accounting Command“ (JPAC) die Dienststelle der US-Streitkräfte, die nach gefangenen oder vermissten Soldaten sucht, auch in Bottrop unterwegs. Denn fast 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird auch hier noch mindestens ein Pilot der amerikanischen Luftwaffe vermisst, der beim Absturz seiner Maschine 1945 auf Kirchhellener Gebiet wohl ums Lebens kam.

Typenschilder des Bombers konnten sichergestellt werden

Seit dem 1. April halten die Drei sich in Deutschland auf. Zwischen Stuttgart und Bottrop waren sie mit Voruntersuchungen an zunächst neun Stellen beschäftigt, an denen US-Kampfflugzeuge bis 1945 abgeschossen wurden. „Zwei Absturzstellen nahmen wir nach Informationen von Augen- oder Ohrenzeugen und Unterlagen vor Ort neu in Augenschein“, sagt Paul Elliot, Captain der US-Army. Von der Bottroper Absturzstelle wusste man schon länger, durch alte Zeugenberichte und Aufzeichnungen.

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„Jetzt haben wir Typenschilder des Kampfbombers sicherstellen können, die alle bisherigen Annahmen wohl bestätigen“, sagt sein Kollege Terry Hunter von der JPAC. Mehr können und dürfen sie auch nicht sagen. „Das hat nichts mit Geheimniskrämerei zu tun“, so Hunter. Aber die Mitarbeiter dieses nach eigenen Angaben größten und ausdifferenziertesten forensischen Knochenlabors der Welt (mit Sitz auf der Hawaii-Insel Oahu) wollen die Angehörigen der Toten möglichst schonen und keine Hoffnungen wecken, die sich am Ende der Untersuchungen womöglich als falsch erweisen könnten.

„Sie müssen verstehen, dass wir auch keine genauen Angaben zur Fundstelle in Kirchhellen machen oder Fotos zeigen können“, sagt Robyn Rodriguez, die als Historikerin im Bereich Forschung und Untersuchung bei JPAC arbeitet.

Aufwändige und kostspielige Arbeit

Das „Research and Analysis“-Team gehört zur Abteilung „Zweiter Weltkrieg“ des JPAC und leistet die nötigen Vorarbeiten, bevor mit Bergung und Identifizierung möglicher Überreste begonnen wird. „Dies ist eine aufwändige und kostspielige Arbeit, bei der jeder Schritt sorgfältig vorbereitet werden muss“, sagt Robyn Rodriguez, die u.a. in Freiburg studierte.

Zurzeit werden etwa 83.000 Amerikaner durch weltweite Konflikte nach 1945 vermisst, so die offiziellen Angaben von JPAC. Die Dienststelle mit etwa 500 Mitarbeitern wurde zu Beginn der 70er Jahre nach dem Vietnam-Krieg eingerichtet, sagt Paul Elliott. Dann nahm man die Suche nach Vermissten aller großen Konflikte seit 1945 auf. Jeder Erfolg sei für Mitarbeiter und vor allem für die Angehörigen ein gutes Gefühl. „Für sie schließt sich dann der Kreis der Geschichte“, sagt Terry Hunter.