Bottrop. . Die alljährliche Kündigung des Schokotickets ist für viele Eltern – wie zum Beispiel in Grafenwald - “gängige Praxis“. Sie umgehen damit das Problem, dass es die Schülerkarte des VRR nur im Jahresabo gibt. Der Verband Pro Bahn verteidigt das Preismodell. Man wolle damit “Rosinenpickerei verhindern“.
Viele Eltern vermissen offenbar die Möglichkeit, das Schokoticket für Schüler monatsweise kaufen zu können, vor allem im Winter, wenn die Radfahrt zur Schule ungemütlich und gefährlich wird. Allerdings nennt der Fahrgastverband Pro Bahn auch Gründe, warum es das günstige Schülerticket nur im Jahresabo gibt.
In der Praxis umkurven viele Familien das Problem zähneknirschend: Eltern, deren Kinder keinen Anspruch auf ein subventioniertes Schokoticket haben, schließen im Winter das Jahresabo ab, kündigen es aber zum Frühjahr wieder (Frist: Sechs Wochen zum Monatsende) und nehmen dabei jedes Jahr die Zahlung von 20 Euro „Schadenersatz“ in Kauf. In Grafenwald etwa sei das gängige Praxis, schreibt Leserin Silke Odrost.
Ihrer Tochter Frida – seit dem Sommer in der fünften Klassen – fehlen exakt 50 Meter, um Anspruch auf eine Fahrkarte zu haben. Der Weg über den Schleitkamp (ohne Rad- und Fußweg) werde zudem als nicht so gefährlich eingestuft, dass ein Anspruch aufs Schokoticket entsteht. Die Mutter sieht das freilich anders: „Also fahre ich jeden Tag 14 Kilometer, um ein Kind alleine zur Schule zu bringen. Und das in der Energiesparstadt Bottrop“, schreibt sie. Und: „Wir wollen ja nichts geschenkt. Aber es sollte möglich sein, das normale Schokoticket für einige Monaten kaufen zu können, ohne eine Strafgebühr zu bezahlen.“
Kein Monatsticket – das war Absicht
Was die Eltern drückt, deren Kinder keine Fahrkarte bekommen, die den Weg im Winter aber zu gefährlich finden, sei Absicht gewesen bei Einführung des Schokotickets, erklärt hingegen Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn in NRW. „Man wollte Rosinenpickerei verhindern“, sagt er – also dass Kinder und Jugendliche die Karte mit dem weiten Geltungsbereich nur als Freizeitkarte in den Sommerferien buchen oder eben nur im Winter. Das hat durchaus wirtschaftliche Gründe: Der Preis von 30,95 Euro rechne sich nur bei hohen Vertriebszahlen und als Gesamtmodell mit kontinuierlicher Nutzung. Dass es keine Schoko-Monatskarte gibt, „können wir nicht kritisieren“, so der Verbandssprecher.
Der Erfolg scheint dieser Überlegung sogar recht zu geben: Inzwischen gebe es mehr Selbstzahler als Schulzahler, so Ebbers. Und die Verkaufszahlen stiegen immer noch. Das hat aber auch einen Grund, der nichts mit dem Ticket selbst zu tun hat: Weil es insgesamt weniger Kinder gibt und überall Schulen geschlossen werden, steige die Zahl der Fahrschüler...