Bottrop-Batenbrock. Unverhoffte Ruhe in Batenbrock - dank des Zugunglücks in Gladbeck steht der Bahnverkehr auf der Strecke entlang des Wohngebiets still. Die dortigen Anwohner müssen sonst bis zu 30 Güterzüge pro Stunde ertragen, die ohrenbetäubenden Lärm erzeugen. Doch die Deutsche Bahn stellt sich taub.

Für Pendler ist die Störung des Bahnverkehrs zwischen Gladbeck, Bottrop nach Essen ein Ärgernis, für Bernhard und Doris Oksas ist sie ein Segen. „So ruhig wie in diesen Tagen war es seit vielen Jahren nicht mehr“, sagen sie mit entspanntem Blick. „Wir können endlich wieder bei geöffnetem Fenster schlafen.“ Nichts stört die Ruhe, kein Donnern, kein Rattern. „Wir fühlen uns wie in einem Erholungsgebiet.“ Die Batenbrocker genießen es.

Nach dem schweren Zugunglück in Gladbeck vor rund zehn Tagen ist die Bahnstrecke für die Dauer der Reparaturarbeiten gesperrt, seither rollen auch keine Güterzüge mehr. Vor allem die machen dem Ehepaar Bernhard und Doris Oksas seit 1999 das Leben in Batenbrock schwer, sagen sie.

Lärm wie ein Düsenflieger

„Das Anrecht der Bürger auf Schutz ihrer Gesundheit - das wird mit Füßen getreten“, klagt Bernhard Oksas. Die Bahntrasse liegt direkt hinter ihrem Garten. „Den können wir normalerweise kaum nutzen“, schimpft der 60-Jährige. „Wir können uns draußen nicht unterhalten, kein Radio hören, nicht telefonieren.“ Selbst nachts hätten sie keine Ruhe. „Die Güterzüge donnern im Minutentakt vorbei. Manchmal 20, 30 Züge in der Stunde“, erzählt Doris Oksas.

Bernhard und Doris Oksas sind 1984 nach Batenbrock gezogen und haben ein Bergmannshäuschen umgebaut. „Damals fuhren nur wenige Züge am Tag hier vorbei“, erzählen sie. Doch ab 1999/2000 habe die Bahn viele Strecken geschlossen. „Jetzt donnern die Züge hier durch’s Wohngebiet.“ Und zwar mit 50, 60 Kilometer die Stunde. Messungen hätten ergeben, dass die Lärmbelastung zwischen 95 und 120 Dezibel liege. „Das entspricht dem Lärm eines Düsenfliegers 50 Meter über dem Haus.“ Nachbarn seien bereits wegen des Getöses in psychiatrischer Behandlung.

Ist Lärmbelastung Körperverletzung?

Er und die Nachbarn hätten sich zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen, sie hätten einen Bürgerantrag gestellt, die Bahn mehrfach aufgefordert, für Lärmschutz zu sorgen. „Passiert ist nichts.“ Im Gegenteil. Sie fühlen sich verschaukelt, die Bahn vertröste sie nur. Sie habe erklärt, bei der geplanten Brücken-Erneuerung erst im Anschluss an die Baumaßnahmen für Lärmschutz zu sorgen.

„Wieso macht sie das nicht gleich mit dem Brücken-Bau? Das ist doch wieder nur ein Hinhalten“. Für Bernhard Oksas ist die Lärmbelastung Körperverletzung. Schade nur, sagt er, dass in es in diesen Tagen so kalt und nass ist. „Ohne die Züge könnten wir uns sonst endlich mal in unseren Garten setzen und das Grün genießen.“